Europas Retter

Im Kampf gegen die gefährliche Finanzkrise sieht die EU wieder Licht am Ende des Tunnels. Das Maßnahmenbündel der Euro-Staaten vom Wochenende kam gut bei den Börsen an, die bedrohliche Talfahrt der Kurse wurde zunächst gestoppt. Die EU-Staats- und Regierungschefs werden bei ihrem an diesem Mittwoch beginnenden Herbst-Gipfel in Brüssel beraten, wie es weitergehen soll

Im Kampf gegen die gefährliche Finanzkrise sieht die EU wieder Licht am Ende des Tunnels. Das Maßnahmenbündel der Euro-Staaten vom Wochenende kam gut bei den Börsen an, die bedrohliche Talfahrt der Kurse wurde zunächst gestoppt. Die EU-Staats- und Regierungschefs werden bei ihrem an diesem Mittwoch beginnenden Herbst-Gipfel in Brüssel beraten, wie es weitergehen soll. Selten ist ein europäisches Spitzen-Treffen mit so viel Unsicherheiten belastet gewesen. Für die meisten Staatenlenker ist es nur eine Zwischenstation im hektischen nationalen Krisenmanagement zur Rettung der Finanzmärkte.Merkels schwerste Krise Das gilt auch und vor allem für Angela Merkel, die die schwerste Krise ihrer Kanzlerschaft meistern muss. Die EU steht jetzt ganz oben auf der Liste der Prioritäten der Kanzlerin. Nach dem 500-Milliarden-Rettungsschirm für Deutschland dringt sie nun auf eine Veränderung der internationalen Regeln für die Finanzwelt. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der geduldige Portugiese, kann ein Lied davon singen, wie schwierig Reformen in der EU-Finanzwelt durchzusetzen sind. Noch vor Monaten, so erzählt er, habe es von EU-Staaten keine Unterstützung für eine Regulierung der Rating-Agenturen gegeben. Diesen Agenturen war vor allem zu Beginn der Finanzkrise im vergangenen Jahr Versagen vorgeworfen worden, da sie nicht rechtzeitig auf Risiken bei Finanzprodukten aufmerksam machten. Nun hat sich das Blatt gewendet. Da die europäischen Staaten inzwischen Rettungspakete zugunsten ihrer Banken mit einem Umfang von fast zwei Billionen Euro auflegten, halten Experten eine gemeinsame Bankenaufsicht für unerlässlich. "Ich sehe große Widerstände, zu einer integrierten europäischen Aufsicht zu kommen", gibt Barroso zu bedenken. Er sieht aber wegen der Krise inzwischen zumindest die Voraussetzungen gegeben, ernsthafte Debatten darüber zu beginnen. Dazu berief der frühere portugiesische Ministerpräsident sogar eine Expertengruppe zusammen. Vor allem bei den kleineren EU-Ländern gibt es bisher erhebliche Vorbehalte, denn sie fürchten, von den "Großen" dominiert zu werden. Mitten in der Krise versucht die EU, diese als Chance zu sehen. Die Vergangenheit zeigt, dass Krisen die Union weiterbrachten, denn sie kann den Mitgliedstaaten in schwierigen Zeiten einen verlässlichen Rahmen bieten. Die Euro-Staaten kamen am Wochenende in Paris zum ersten Mal überhaupt auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs zusammen; dabei gibt es das gemeinsame Geld schon seit fast zehn Jahren. Die Euro-Gruppe kristallisiert sich zunehmend als Entscheidungszentrum einer sehr groß gewordenen EU heraus. Geht die Reise hin zu einer europäischen Wirtschaftsregierung, wie sie seit Jahren von Frankreich propagiert wird? Keiner wagt in Brüssel eine Prognose. Dazu sind die Ereignisse noch zu sehr im Fluss. MilliardenprogrammeFür den Gipfel steht aber bereits fest: Der britische Premierminister Gordon Brown, dessen Land gar nicht Mitglied im Euro-Club ist, wird als "Retter Europas" gefeiert werden. Denn mit seinen Vorschlägen für nationale Milliardenprogramme für Banken wies der frühere Finanzminister seinen europäischen Partnern den Weg aus dem Abgrund.

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