Europas Kampfansage an die Fälscher

Frankfurt. Die Oberfläche ist fast überall glatt wie ein Babypo, das Wasserzeichen erinnert an die mythologische Geburtsstunde Europas: Der neue Fünf-Euro-Schein, erstes Kind der neuen "Europa-Serie", soll das Vertrauen der Europäer in eine sichere gemeinsame Währung stärken - und zugleich Fälschern die Arbeit erschweren

Frankfurt. Die Oberfläche ist fast überall glatt wie ein Babypo, das Wasserzeichen erinnert an die mythologische Geburtsstunde Europas: Der neue Fünf-Euro-Schein, erstes Kind der neuen "Europa-Serie", soll das Vertrauen der Europäer in eine sichere gemeinsame Währung stärken - und zugleich Fälschern die Arbeit erschweren. Neue Falschgeldzahlen zeigen aber: Kriminelle geben sich in dem Millionenspiel nicht so leicht geschlagen.

Das Euro-Bargeld sei eine Erfolgsgeschichte, jubelte EZB-Präsident Mario Draghi bei der feierlichen Vorstellung der neuen Fünf-Euro-Banknoten gestern in Frankfurt: "Der Euro ist das sichtbarste Symbol der europäischen Einigung." Nun sei die Gemeinschaftwährung der 17 Staaten auf dem neuesten technischen Stand. "Wir wollen, dass das Euro-Bargeld eine sichere Währung bleibt, die schwer zu fälschen ist. Mit der Investition in neue Sicherheitsmerkmale sollen die Fälschungszahlen niedrig gehalten werden", erklärt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele.

Im vergangenen Jahr brachten Geldfälscher in Deutschland mehr Blüten in Umlauf als im Vorjahr. Aus dem Verkehr gezogen wurden gut 41 500 gefälschte Euro-Banknoten. 2011 waren es 39 000. Weltweit tauchten laut Europäischer Zentralbank (EZB) 531 000 (606 000) Blüten auf. Der Gesamtschaden: 26 (29,9) Millionen Euro. Nach Deutschland kommen die Blüten in der Regel aus dem Ausland. 2012 hoben Fahnder professionelle Fälscherwerkstätten in Frankreich, Bulgarien und Italien aus. "In Deutschland gibt es keine Herstellung von Falschgeld in großem Stil", sagt Rainer Elm, Leiter des Nationalen Analysezentrums der Deutschen Bundesbank.

Nicht immer sind Fälschungen so plump wie im folgenden Fall: Eine gelbe 200-Euro-Note, die in Russland und der Ukraine billig als Souvenir verkauft wird, wurde mit Eurozeichen aus glitzerndem Geschenkpapier aufgehübscht - und in einem Bekleidungsgeschäft im oberfränkischen Hof erfolgreich zum Einkaufen benutzt. Der russisch sprechende Kunde, etwa 75 Jahre alt, legte für einen Anzug im Wert von 320 Euro die Blüte sowie drei echte Scheine auf den Tresen. Als ein Angestellter des Geschäfts am 11. September 2012 die Tageseinnahmen zur Bank brachte, bestätigte sich sein Verdacht, dass der 200er gefälscht sein könnte: Aufgeklebtes Hologramm, falsches Wasserzeichen, abweichende Maße des Scheins, keine Banknotennummer.

Auf so wertvolle Banknoten setzen Kriminelle aber kaum, sie bringen eher "falsche Fuffziger" und 20-Euro-Scheine unters Volk. Die werden beim schnellen Einkauf etwa beim Bäcker oder am Kiosk oft nicht so genau auf Echtheit geprüft. "Wenn sich jemand nicht sehr intensiv mit dem Geld beschäftigt, wird er von mancher Fälschung im ersten Augenschein schon überlistet", sagt Elm.

Die zweite Generation der Euro-Banknoten soll die Hürden für Fälscher noch höher legen. Gestern konnte sich die Öffentlichkeit in Frankfurt erstmals ein Bild vom neuen Fünf-Euro-Schein machen, der ab 2. Mai unters Volk gebracht werden soll: Das neue Wasserzeichen und das Hologrammband am Rand des Scheins tragen das Motiv der griechischen Mythenfigur Europa. Der aufgedruckte Wert ändert seine Farbe von smaragdgrün in ein tiefes Blau, wenn man den Geldschein etwas neigt.

Die spürbarste Veränderung: Der neue Fünfer ist lackiert und deshalb etwas dicker als sein Vorgänger. "Die Erwartung ist auch, dass die neuen Fünfer dank der Speziallackierung länger halten und man damit Kosten spart", erklärte Bundesbank-Experte Elm. Derzeit hat der Fünf-Euro-Schein, der üblicherweise rasch den Besitzer wechselt, eine Lebensdauer von weniger als einem Jahr. Ein 20er hält nach Angaben der Experten knapp zwei Jahre, ein 50er drei bis vier Jahre.

Alles anders wird auch nach dem Facelift für die Euro-Banknoten nicht, die in den kommenden Jahren alle überarbeitet in Umlauf kommen sollen - 2014 der 10er, 2015 der 20er, so der Plan. Die alten Noten behalten ihre Gültigkeit. Erhalten bleiben auch die Motive: Bauwerke, die es in Wirklichkeit nicht gibt, stehen auch künftig für Europa - Fantasie-Architektur als klassischer europäischer Kompromiss. "Es gab auch Diskussionen über ein neues Design der Euro-Banknoten", schildert Bundesbank-Experte Elm. "Aber wir sind relativ schnell zu dem Schluss gekommen, dass wir im Wesentlichen an den bisherigen Motiven festhalten wollen: Das, was sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat, soll weiter gelten. Das Gesicht des Euro soll erhalten bleiben."

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