Asylpolitik Europäische Kommission legt Plan für Auffangzentren vor

Brüssel · Die Umsetzung des Konzeptes dürfte allerdings schwierig werden: Bislang will kein Land solche Zentren haben.

 Roms Innenminister Matteo Salvini lehnt Auffangzentren in Italien vehement ab.

Roms Innenminister Matteo Salvini lehnt Auffangzentren in Italien vehement ab.

Foto: dpa/Andrew Medichini

Überfüllte Flüchtlingsschiffe im Mittelmeer, tagelang umherirrende Rettungsboote – es sind die Bilder dieses Sommers. Derweil hat die EU-Kommission erstmals ein Konzept zu den künftigen Auffangzentren vorgelegt, von dem bisher nur ein Punkt sicher scheint: Kein Land will solche Zentren haben.

Es war ein Durchbruch, als sich die europäischen Staats- und Regierungschefs Ende Juni in Brüssel nach durchwachter Nacht endlich einig waren: Auffangzentren sollten aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge zunächst aufnehmen und dann die Asylgesuche prüfen. Aus der Idee wurde nun ein Konzept der Brüsseler EU-Kommission, mit dem sich gestern auch die Botschafter der Mitgliedstaaten befassten. Dabei stand schon vorher fest, dass die Umsetzung schwierig werden würde.

Entlang der Küsten Griechenlands, Maltas, Italiens, Spaniens und Portugals könnten solche Auffangzentren entstehen, sogar mobile Einrichtungen seien denkbar, heißt es in dem Papier der Behörde. Gelder aus Brüssel stünden für die Errichtung bereit. Auch für die Personalkosten will die EU-Verwaltung aufkommen. Laut Plan ist eine opulente Ausstattung vorgesehen: Für 500 gerettete Migranten sollen 50 Grenzschutzbeamte, 50 Dolmetscher und etwa 50 Spezialisten für die Rückführung bereitgestellt werden. Zusätzlich will die Kommission pro Flüchtling 500 Euro für anfallende Transportkosten und 6000 Euro zur Begleichung des Aufwands überweisen.

Doch das neue Konzept hakt, weil sich bislang nicht einziges EU-Mitglied bereit erklärt hat, diese Auffangzentren bei sich einzurichten. Italiens Innenminister Matteo Salvini (Lega Nord) gab sich sogar brüskiert: „Wenn sie irgendjemand anderem Geld geben wollen, sollen sie das tun. Italien braucht keine Almosen. Wir wollen kein Geld, sondern Würde, und wir holen sie uns mit unseren eigenen Händen zurück.“

Damit nicht genug. Denn auch aus dem Kreis der Drittstaaten im Norden Afrikas hagelte es – bisher – bittere Absagen Richtung Brüssel. „Wir sind absolut dagegen, dass Europa ganz offiziell bei uns illegale Migranten unterbringt, die man in der EU nicht haben möchte“, betonte der libysche Ministerpräsident Fajes Seradsch. In Brüssel hält man derartige Zurückweisungen dagegen eher für nach innen gerichtete Aussagen, die mit einem großzügigen Angebot von höherer Entwicklungshilfe durchaus noch veränderbar seien.

Ob sich die EU-Staaten selbst noch überzeugen lassen, war gestern noch nicht erkennbar. Dabei dürften die Grundzüge der neuen Zentren durchaus den Wünschen der EU-Familienmitglieder entsprechen: Binnen 72 Stunden soll eine erste Vorab-Entscheidung getroffen werden, ob ein Flüchtling überhaupt eine Chance auf Asyl hat. Innerhalb von vier bis acht Wochen muss ein endgültiger Bescheid vorliegen. Im Falle einer Ablehnung soll die sofortige Zurückweisung durchgezogen werden. Einige Regierungen bezweifeln, dass das genauso realisierbar ist. Sie befürchten, am Ende mit den aufgenommenen Flüchtlingen alleine gelassen zu werden.

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