Brüssel. In der Krise wächst Europa über sich hinaus. "Wir haben die Ideen und die Konzepte", sagte Frankreichs Staatsoberhaupt Nicolas Sarkozy, als er, zur Zeit EU-Ratspräsident, gestern den zweitägigen EU-Gipfel eröffnete. "Wir müssen das ganze System neu gründen." Ein Welt-Finanzgipfel soll her. Schnell. Schon im November findet er statt - am Tisch werden die G8, Vertreter der Schwellenländer und die EU sitzen. Alle 27 Mitgliedsländer signalisierten ihr Einverständnis. Großbritanniens Premier Gordon Brown und Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten bereits zuvor skizziert, wie der Geldmarkt der Zukunft aussehen soll: eine gemeinsame Aufsichtsbehörde, die die 30 größten Finanz-Institutionen überwacht. Die Aufgabe soll der Internationale Währungsfonds (IWF) übernehmen. Europa selbst will seine Kontrolle verstärken. Wie, das hatte kurz vor Zusammentreffen der 27 EU-Staats- und Regierungschefs die Kommission erklärt: striktere Verhaltensmaßregeln für Rating-Agenturen, eine weitgehendere Garantie für Spar-Einlagen (bis 50000 Euro, ab 2009 bis zu 100000 Euro und schon drei Tage nach einer eventuellen Pleite soll es Geld geben). Die Manager-Gehälter und Abfindungen werden gedeckelt. Außerdem sollen alle EU-Staaten übernehmen, was die Mitglieder der Euro-Zone und London bereits am Wochenende vereinbart hatten: einen Rettungsschirm für alle Banken bis hin zur staatlichen Übernahme. "Wir tun etwas, was es noch nie gab und was wir selbst wohl anfangs nicht für möglich gehalten haben", sagte ein deutscher Diplomat gegenüber der SZ. Zum Themenpaket des Gipfels gehört auch das Reizthema Klimaschutz. Deutschland ist unzufrieden. Polen kündigte ein Veto an, weil man im Zuge der Neuordnung des Emissionshandels höhere Strompreise befürchtet, wenn es ab 2013 keine kostenlosen Zertifikate mehr gibt. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi sagte offen: "Wir machen nicht mit." dr