„Es war klar – er wollte Geld“
München · Beim Prozess in München geht es für Bernie Ecclestone um mehr als nur seine Freiheit: Das Lebenswerk des 83-jährigen Brite steht auf dem Spiel: Das Formel-1-Imperium.
Wann ist Ecclestone überhaupt in die Formel 1 eingestiegen?
Der Brite erwarb Ende der 70er Jahre die Werbe- und TV-Rechte. Damit war der Grundstein gelegt. Er gründete zudem die erste Teamvereinigung und wurde deren Präsident. Mit seinem eigenen Rennstall feierte Ecclestone 1983 sogar den Fahrer-WM-Titel. Im Verlauf von 40 Jahren machte Ecclestone die Königsklasse des Motorsports von einer Rennserie für PS-Puristen zum weltweit operierenden Unternehmen. Mit ihm im Zentrum der Macht. Wer ein Rennen in seinem Land haben will, muss mit Ecclestone an einen Tisch. Bei der Vertragsunterzeichnung für die Premiere in Russland in diesem Jahr stand Regierungschef Wladimir Putin stolz grinsend im Hintergrund.
Wäre die Formel 1 ohne Ecclestone handlungsunfähig?
De facto nein. Er ist nominell nur eingesetzt als Geschäftsführer. Wie in jedem anderen Unternehmen auch, könnte jemand anderes sein Amt übernehmen. Das Problem: Ecclestone hat sich durch seine Alleinherrschaft in fast vier Jahrzehnten praktisch unabkömmlich gemacht. Die Verhandlungspartner vertrauen ihm.
Wie würde Formel-1-Besitzer CVC im Falle einer Verurteilung reagieren?
Der Mitgründer des Investmentunternehmens CVC, das 2006 die Formel-1-Rechte erwarb und Ecclestone als Geschäftsführer einsetzte, hat klare Konsequenzen für den Fall einer Verurteilung angekündigt. "Wäre bewiesen, dass Herr Ecclestone irgendetwas auf kriminelle Art und Weise falsch gemacht hat, würden wir ihn feuern", hatte Donald MacKenzie Ende 2013 bereits gesagt. Seit längerer Zeit wird gemutmaßt, dass die Suche nach einem geeigneten Nachfolger bereits begonnen hat.
Wer könnten die Kandidaten sein?
Ginge es nach Ecclestone, hieße sein Nachfolger Christian Horner. Der Brite, 40 Jahre alt, ist aber als Teamchef des Weltmeister-Rennstalls Red Bull glücklich und zufrieden. Mehrfach hat Horner, Trauzeuge bei Ecclestones dritter Ehe, dies bekräftigt. Auch Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn galt schon mal als Kandidatin. Auch sie lehnte dankend ab. Nicht wenige sind der Meinung, dass ein derartiges Unternehmen wie die Formel 1 ohnehin künftig nicht mehr von einer Person allein geführt werden kann.