"Es steht niemand daneben und hält den Stift"

Herr Groß, sehen Sie die Gefahr von Wahlmanipulation, gerade was Demenzkranke angeht?Groß: Mir ist noch kein Fall begegnet. Bei uns gilt als oberster Grundsatz die Selbstbestimmung jedes Einzelnen. Er muss in der Lage sein, zu entscheiden, ob und was er wählt

Herr Groß, sehen Sie die Gefahr von Wahlmanipulation, gerade was Demenzkranke angeht?Groß: Mir ist noch kein Fall begegnet. Bei uns gilt als oberster Grundsatz die Selbstbestimmung jedes Einzelnen. Er muss in der Lage sein, zu entscheiden, ob und was er wählt.Kommt es vor, dass Angehörige oder Betreuer entscheiden wollen?Groß: Wenn das so wäre, würden wir deutlich machen, dass das Wahlrecht nicht übertragbar ist. Würden wir dem Betreuer eines Bewohners, der zum Beispiel an einer starken Demenz leidet, Wahlunterlagen aushändigen, wären Manipulationen tatsächlich Tür und Tor geöffnet.Welche Möglichkeiten haben die Bewohner, zur Wahl zu gehen?Groß: Die meisten Bewohner - etwa ein Viertel - wählen am Sonntag im Haus, denn es wird für ein, zwei Stunden wieder ein mobiler Wahlvorstand bei uns sein. Die Bewohner können dann wie in jedem öffentlichen Wahllokal ihre Stimme abgeben. Alles läuft nach den gleichen Grundsätzen ab wie etwa in der Grundschule um die Ecke. Es steht also niemand daneben, hält den Stift und zeigt, wo das Kreuz hin soll. Haben eigentlich Politiker Wahlkampf gemacht in Ihrem Haus?Groß: Nein, es hängen auch keine Plakate von Frau Merkel oder Herrn Steinmeier im Foyer. Wir achten hier sehr auf Neutralität. Wir würden sofort merken, wenn Fremde bei unseren Bewohnern auf Stimmenfang gingen.