"Es passiert etwas in der Gesellschaft"

Saarbrücken. Jorgo Chatzimarkakis (43) weiß, wie man ans Ziel kommt. In der Politik und beim Halb-Marathon. Da wählt er schon mal eine hübsche Läuferin als Tempomacher aus, um nicht im Feld abgehängt zu werden. Ein Motivationstrick, den ihm ein Freund verraten habe, sagt der FDP-Europaabgeordnete

Saarbrücken. Jorgo Chatzimarkakis (43) weiß, wie man ans Ziel kommt. In der Politik und beim Halb-Marathon. Da wählt er schon mal eine hübsche Läuferin als Tempomacher aus, um nicht im Feld abgehängt zu werden. Ein Motivationstrick, den ihm ein Freund verraten habe, sagt der FDP-Europaabgeordnete.

Da dürfte er auch kein Problem damit haben, dass seine Partei die aparte Silvana Koch-Mehrin als Spitzenkandidatin auf Platz eins der bundesweiten Liste für die Europawahl gesetzt hat. Immerhin folgt ihr der gebürtige Duisburger mit Platz drei auf den Fersen. Eine sicherer Listenplatz, der ihn nach allem Ermessen für fünf weitere Jahre ins Europaparlament einziehen lässt. Dort wurde er kürzlich zu den 20 einflussreichsten Deutschen in Brüssel gewählt wurde.

Und dort will der "Auto-Mann" (Chatzimarkakis über Chatzimarkakis) sich weiter für Arbeitsplätze bei Autobauern und Zulieferern einsetzen. So findet er auch die Abwrackprämie "sehr gut". "Neue Wagen mit den Abgasnormen Euro 4 und 5 bringen im Schaufenster nichts. Solange der "Stinker" rumfährt, sind keine Klimaschutzziele erreicht."

Gleichzeitig ist er davon überzeugt, dass sich das individuelle Mobilitätsbedürfnis verändern wird. Viel verspricht sich Chatzimarkakis von der Zukunft des Elektroautos. Und hat eine gute Nachricht für die Saarländer. Seinen Angaben zufolge soll nämlich das Saarland zum Testland für Elektroautos samt Aufladestationen werden. Multi-Elektroautos sind für Chatzimarkakis das Modell der Zukunft im Nahverkehr: "Das fährt mit Handy oder Geldkarte. Sie kommen an, da steht das kleine Auto, wird aufgeladen. Sie fahren einkaufen, das Auto wird über Nacht aufgeladen, und dann bringt man es zurück. Sensationell."

Eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung werde auch das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz mit Sitz in Saarbrücken einnehmen. So profitiere auch die Forschung vor Ort von dem Projekt.

Doch Chatzimarkakis hat noch andere Visionen. Grüne und liberale Ideen könnten langfristig zusammenfinden. Zurzeit ist aber die politische Schnittmenge noch zu gering", bedauert der 43-Jährige. Bereits vor zwei Jahren habe er eine solche Zusammenarbeit ins Spiel gebracht. Dabei spielt, wie Chatzimarkakis sagt, auch seine Freundschaft zu Cem Özdemir, dem Bundesvorsitzenden der Grünen, eine Rolle. Mit dem teilte er sich die Wohnung in Brüssel. Ein Halbgrieche und ein gebürtiger Türke, ein Liberaler und ein Grüner. Zwei Politiker, die wagen, über die Grenzen hinauszudenken. "Es passiert was in der Gesellschaft", sagt Chatzimarkakis fast etwas verschwörerisch. "Ich erlebe ja in Europa die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Umwelt. Wir können nur mit nachhaltiger Technologie überleben."

Vielleicht ein weiter Weg, bis es soweit ist. Aber das wird den (Halb)-Marathonläufer Chatzimarkakis sicher nicht abschrecken. Vielleicht schafft er bis dahin ja ein weiteres Ziel, das er sich gesetzt hat: bei der Halb-Distanz unter zwei Stunden zu laufen.

Zur Person

Jorgo Chatzimarkakis, geboren am 21. April 1966 in Duisburg, kandidiert bei der Europawahl für die FDP auf Platz drei der Bundesliste. Der Liberale mit griechischen Wurzeln hat Agrar-, Politik- und Rechtswissenschaft studiert und in Politischer Wissenschaft promoviert. Seit Juli 2004 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments und dort in mehreren Ausschüssen tätig, unter anderem im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie und im Ausschuss für Wirtschaft und Währung.

Zudem ist Chatzimarkakis Mitglied des FDP-Bundesvorstands und Generalsekretär der FDP Saar. Darüber hinaus engagiert er sich in mehreren politischen Gesellschaften. jöw

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