Erzbischof Marx nennt wilde Spekulation Sünde

München. Der frühere katholische Trierer Bischof und heutige Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx (Foto: dpa), hat die "gescheiterten Banker" im Zusammenhang mit der aktuellen Finanzkrise zur Buße aufgerufen. Er fordere alle zur Umkehr auf, sagte Marx in einem Interview des Magazins "Der Spiegel"

München. Der frühere katholische Trierer Bischof und heutige Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx (Foto: dpa), hat die "gescheiterten Banker" im Zusammenhang mit der aktuellen Finanzkrise zur Buße aufgerufen. Er fordere alle zur Umkehr auf, sagte Marx in einem Interview des Magazins "Der Spiegel". Viele Bank-Mitarbeiter meinten, "ohne Arbeit schnell reich werden zu können, indem man sein Geld irgendwo hochspekulativ einsetzt - ohne Rücksicht auf die Folgen". Wilde Spekulation sei "Sünde". Marx sprach sich für eine Rückkehr zur Idee der sozialen Marktwirtschaft aus, die ein "Zivilisationsprodukt" sei. Ein Kapitalismus ohne ethischen und rechtlichen Ordnungsrahmen sei menschenfeindlich. Zugleich unterstrich der Erzbischof die Bedeutung von Karl Marx bei der Analyse der Lage. Er habe die Globalisierung bereits als eine Globalisierung des Kapitals erkannt.

Unterdessen hat der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, die aktuelle Kritik an den Wirtschaftsführern mit dem Antisemitismus der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts verglichen. "In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken", sagte er dem "Tagesspiegel". In der Weltwirtschaftskrise von 1929 "hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager". Niemand habe an einen Systemfehler glauben wollen. Der Zentralrat der Juden forderte Sinn umgehend auf, seinen "empörenden" Vergleich zurückzunehmen. Er sei eine "Beleidigung der Opfer", sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer. dpa

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