Erster Moschee-Neubau in Ostdeutschland erhitzt die Gemüter der Anwohner

Berlin. Zwölf Meter ragt das Minarett in den Himmel, weiß glänzt die Kuppel. Nach jahrelangen Protesten gegen den ersten repräsentativen Moscheeneubau auf ostdeutschem Boden ist es nun heute soweit: Das Gotteshaus der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde im Berliner Stadtteil Heinersdorf wird feierlich eröffnet

Berlin. Zwölf Meter ragt das Minarett in den Himmel, weiß glänzt die Kuppel. Nach jahrelangen Protesten gegen den ersten repräsentativen Moscheeneubau auf ostdeutschem Boden ist es nun heute soweit: Das Gotteshaus der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde im Berliner Stadtteil Heinersdorf wird feierlich eröffnet. Zu der Zeremonie unter Polizeischutz werden neben dem Oberhaupt der Religionsgemeinschaft aus London auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) und weitere 300 geladene Gäste im Bezirk Pankow erwartet. Demonstrationen erwartetGegner und Befürworter des Moscheebaus haben zu Demonstrationen aufgerufen. Seit die Pläne für die Moschee bekannt wurden, stießen sie auf heftigen Widerstand vieler Anwohner. Die Mehrheit der Heinersdorfer sei gegen die Moschee in ihrem Stadtteil, argumentiert die "Interessengemeinschaft Pankow-Heinersdorfer Bürger" (ipahb), die die Proteste anführt. 20000 Unterschriften hat sie gegen das Gotteshaus gesammelt. Sie führen an, dass in Heinersdorf kaum Moslems lebten und kein einziges Mitglied der Ahmadiyya. Nach der Einweihung der Moschee, die Platz bietet für 500 Gläubige, soll sich das allerdings ändern. Der Imam Abdul Basit Tariq kündigte an, selbst nach Heinersdorf zu ziehen, sobald die Moschee fertig sei. Der Ort für den Neubau sei mit Bedacht gewählt, versichert Gemeindemitglied Isa Musa. Drei Monate vor dem Mauerfall habe der vierte Kalif der Ahmadiyya auf der Ostberliner Seite der Mauer für eine Moschee gebetet. "Deswegen hat Allah für uns diesen Ort ausgesucht." Für die Berliner Ahmadis ist der Moscheebau auf einer Brache zwischen S-Bahn-Gleisen, einem Autobahnzubringer, einem Fischgroßhändler und einem Schnellrestaurant ein ehrgeiziges Projekt. Die Baukosten in Höhe von 1,6 Millionen Euro wurden nach Angaben der Gemeinde ausschließlich durch Spenden finanziert. Islamistische Sekte?Harsche Kritik entzündet sich auch an dem angeblichen Umgang mit Frauen. Bei der Ahmadiyya handele es sich um eine "ultra-orthodoxe, frauenfeindliche und totalitäre Organisation", die ihren Mitgliedern erlaube, ihre Frauen zu schlagen, erklären die Moscheegegner der "ipahb". Sie bezeichnen die Ahmadiyya als "Sekte", deren Ziel es sei, "einen islamischen Staat mit der Scharia als Rechtsgrundlage zu errichten". Dem Berliner Verfassungsschutz jedoch liegen darüber keine Erkenntnisse vor. Die Gemeinde sei seit 20 Jahren in Berlin aktiv, ohne dass sie als islamistisch aufgefallen sei. Vielmehr sei die "konservativ ausgerichtete" Gemeinde als "friedliche islamische Sondergruppe einzuschätzen, die von anderen islamischen Gruppen abgelehnt wird". Orthodoxen Moslems gelten die Ahmadis als Abtrünnige, weil sie nach Mohammed noch einen weiteren Propheten erwarten. In Pakistan werden sie verfolgt. In Berlin-Pankow hoffen die Ahmadis darauf, dass die Heinersdorfer sich nach dem Wirbel um die Moschee an die neuen Nachbarn gewöhnen. "Unsere Aufgabe ist es, die Leute zur Toleranz zu bringen", sagt Isa Musa.

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