Von SZ-Korrespondent Detlef Drewes

Die Drohungen des türkischen Präsidenten kann man als Theater abtun. Doch so einfach ist es nicht. Er brauchte einen starken Auftritt, um zu dokumentieren, dass er Regie führt und Europa erpressen kann. Dabei sind die Flüchtlinge für ihn nur ein willkommenes Instrument, um das große Ziel zu erreichen: Erdogan will die visa-freie Einreise, die hat er versprochen. Dazu braucht er zumindest den Anschein, dass er sein Land in die EU führt.

Beides bleibt aber eine Illusion. Zumindest so lange, wie dieser Präsident nicht von dem Kurs eines rachsüchtigen Alleinherrschers abrückt. Das wird er nicht. Und das macht die Drohung realistisch. Erdogan dürfte nicht zögern, die Grenzen zu öffnen und zuzusehen, wie Europa von den drei Millionen Syrern, die sich derzeit in der Türkei befinden, zerrissen wird.