Enttäuschung bei Grünen und FDP groß

Saarbrücken. Kreidebleich saß gestern Nachmittag der grüne Fraktionschef Hubert Ulrich vor Journalisten im Medienraum des Landtags. "Sie können mir glauben, in meiner Planung war diese Pressekonferenz sicher nicht vorgesehen", sagte Ulrich, dessen grenzenlose Enttäuschung über das Ende von Jamaika unübersehbar war

Saarbrücken. Kreidebleich saß gestern Nachmittag der grüne Fraktionschef Hubert Ulrich vor Journalisten im Medienraum des Landtags. "Sie können mir glauben, in meiner Planung war diese Pressekonferenz sicher nicht vorgesehen", sagte Ulrich, dessen grenzenlose Enttäuschung über das Ende von Jamaika unübersehbar war. Diese Enttäuschung teilten offenbar alle Grünen-Granden, die Ulrich am Tisch flankierten: Noch-Bildungsminister Klaus Kessler, der Bundestagsabgeordnete Markus Tressel, Co-Chefin Claudia Willger, Noch-Umwelt-, Verkehrs- und Energieministerin Simone Peter und die drei Staatssekretäre Klaus Borger, Stephan Körner und Dieter Grünewald. Peter machte aus ihrem Herzen keine Mördergrube: "Ich bin enttäuscht über die Ministerpräsidentin, dass ich über das Ende von Jamaika aus der Presse erfahren musste", sagte Peter, die ohne Landtagsmandat ist und noch nicht weiß, ob sie weiter im Saarland Politik machen will. Kessler dagegen will als grüner Bildungsexperte seinem möglichen Nachfolger Ulrich Commerçon (SPD) auf die Finger sehen.Ebenso wie den grünen Ministern erging es deren FDP-Kollegen Christoph G. Hartmann (Wirtschaft) und Georg Weisweiler (Gesundheit). "Wir haben es ebenso durch die Medien erfahren", klagte Saar-FDP-Vize Sebastian Greiber. FDP-Chef Oliver Luksic konnte dem jähen Ende Jamaikas nicht nachweinen, da seine Emotionen auf dem Saarbrücker Winterberg gefesselt waren (siehe Bericht oben).

Grünen-Chef Ulrich weinte derweil seinem "Baby" Jamaika bittere Tränen nach. "Die Entscheidung 2009 für Jamaika war richtig. Wir waren als Grüne hocherfolgreich", sagte Ulrich fast trotzig der Journalistenschar. Er zählte noch einmal die Abschaffung der Studiengebühren, den Nichtraucherschutz und die Schulreform auf. "Ob wir die Verlierer sind, weiß ich nicht. Verlierer ist das Land, denn bei einer großen Koalition kommt es zum politischen Stillstand", so Ulrich.

Der grüne Landeschef konnte gestern die Entscheidung der Ministerpräsidentin nicht nachvollziehen. Das Verhalten der FDP sei zwar "unprofessionell" gewesen, aber kein Grund für einen Koalitionsbruch. Dass sah der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, ganz anders. Er machte die FDP für das Scheitern Jamaikas verantwortlich, wie Kramp-Karrenbauer. "Im Saarland versinkt die FDP im Skandal-Sumpf", sagte Trittin der SZ. Und Grünen-Chef Cem Özdemir sah im Ende von Jamaika einen Vorboten für das Ende von Schwarz-Gelb in Berlin. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe betonte dagegen, es handle sich um eine "rein regionale Angelegenheit, ohne Auswirkungen auf die Koalition in Berlin".

Greiber nannte die Argumente der Ministerpräsidentin "nicht nachvollziehbar". Die FDP habe am Donnerstag alle Personalfragen geklärt und dies Kramp-Karrenbauer mitgeteilt. Demnach soll Hartmann Fraktionschef werden. Linksfraktionschef Oskar Lafontaine und Ulrich, die sich sonst nicht grün sind, plädierten für Neuwahlen. "Neuwahlen wären der sauberste Weg", so Lafontaine. Foto: von erichsen/dpa

Foto: Ruppenthal

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