Entsetzen über Pflege-Skandal in Elversberg

Saarbrücken/Spiesen-Elversberg. In dem tödlichen Pflegeskandal um das Elversberger Seniorenheim nimmt Saar-Sozialminister Andreas Storm (CDU) die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Saar als Heimbetreiberin in die Pflicht. Er forderte Aufklärung, ob bei zurückliegenden Routinekontrollen Missstände vor der Heimaufsicht und dem Medizinischen Dienst vertuscht wurden

Saarbrücken/Spiesen-Elversberg. In dem tödlichen Pflegeskandal um das Elversberger Seniorenheim nimmt Saar-Sozialminister Andreas Storm (CDU) die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Saar als Heimbetreiberin in die Pflicht. Er forderte Aufklärung, ob bei zurückliegenden Routinekontrollen Missstände vor der Heimaufsicht und dem Medizinischen Dienst vertuscht wurden. Dabei hatte es keine Beanstandungen gegeben. Er ordnete gestern auch an, dass die Arbeiterwohlfahrt das Ministerium täglich über den Stand der internen Ermittlungen informiert.Wie berichtet, sollen in dem Heim in Elversberg zwei Pfleger über Monate hinweg hilflose Patienten gequält, misshandelt und gedemütigt haben. Zwei Patienten sind dadurch möglicherweise vorzeitig verstorben. Storm nannte es ein Phänomen, dass niemand von den Vorgängen etwas mitbekommen haben wolle. "Es handelt sich um den schlimmsten Fall von Missbrauch in der Pflege in der Geschichte des Saarlandes." Wegen der Vorfälle sagte die Awo ein Fest, zu dem am Samstag 5000 Gäste eingeladen waren, in Völklingen ab. Awo-Landesgeschäftsführer Karl Fischer schloss weitere interne Konsequenzen nicht aus. Derweil kündigte der Rechtsanwalt der Pfleger Schadenersatzforderungen gegen die Arbeiterwohlfahrt an: "Meine Mandanten weisen alle Vorwürfe als haltlos zurück. Hier wurden Tatsachen verdreht."

Der Münchner Pflegekritiker Claus Fussek sagte gestern der SZ, die Berichte aus Spiesen-Elversberg erinnerten an einen Horrorfilm. "Es gab in diesem Haus offensichtlich eine Allianz des Schweigens und ein Klima der Angst." Generell würden zu viele Menschen Pfleger, "die für diesen Beruf absolut nicht geeignet sind". Der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus, sagte, Pflegeheime hätten zu wenig Fachpersonal, aber auch zu wenig begleitendes Personal, an das sich Pfleger in Krisen-Fragen wenden könnten. Nach Angaben des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste fehlen in Deutschland etwa 30 000 Pflegekräfte. Seite A 2: Berichte und Interview, Seite A 4: Meinung mju/tho/vet

Foto:dapd

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