Entscheidungswahl für Obama

Washington. Eine Wahl möchte Barack Obama (Foto: dpa) heute auf gar keinen Fall verlieren: die um seinen ehemaligen Sitz im US-Senat in Illinois. In dem traditionell demokratischen Staat liefern sich der Demokrat Alexi Giannoulias und der Republikaner Mark Kirk ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Washington. Eine Wahl möchte Barack Obama (Foto: dpa) heute auf gar keinen Fall verlieren: die um seinen ehemaligen Sitz im US-Senat in Illinois. In dem traditionell demokratischen Staat liefern sich der Demokrat Alexi Giannoulias und der Republikaner Mark Kirk ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wie in vielen anderen Zweikämpfen dieses Wahljahres entscheiden die Bürger darüber, wer ihnen weniger unsympathisch ist. Der Demokrat, dessen Familienbank spektakulär scheiterte. Oder dessen Herausforderer, der mit der Wahrheit notorisch auf Kriegsfuss steht. "Ihr habt die Chance, die gängige Meinung zu widerlegen", rief Obama seinen Anhängern zu und forderte sie auf, wählen zu gehen. Eine Botschaft, die er bis zum Wahltag in fast jeden Bundesstaat getragen hat, in dem die Demokraten verzweifelt versuchen, ihre Mehrheit im Senat zu verteidigen. Der Präsident weiß aus den Umfragen, dass die Neuwahl der 37 Senatoren die einzige Hoffnung seiner Partei ist, einen Schutzwall gegen die konservative Flut zu errichten, die über Washington hereinbrechen wird.

Im Repräsentantenhaus, das alle zwei Jahre neu gewählt wird, gilt es als sicher, dass die Republikaner die Mehrheit der 435 Sitze gewinnen werden. Die Meinungsforscher gehen ohne Ausnahme von einem Zugewinn von mehr als 50 Sitzen aus. Deutlich mehr als die 39, die gebraucht werden, um John Boehner zum neuen Speaker zu machen. Die Geheimwaffe Obamas in diesen Rennen bleibt die Mobilisierung von Jung- und Erstwählern sowie Schwarzen, Latinos und anderen Minderheiten, deren unerwartet starke Beteiligung ihn 2008 ins Weiße Haus gebracht hatte. Diese Wählergruppen sind von Meinungsforschern nur schwer zu erreichen. Und traditionell bleiben sie bei den so genannten "Midterms" zwischen den Präsidentschaftswahlkämpfen zu Hause. Eine leicht höhere Wahlbeteiligung könnte den Demokraten helfen, in vier anderen Senatsrennen, die auf Messers Schneide stehen, die Oberhand zu behalten.

Dass es vermutlich erstmals seit 1930 nicht zu einem gleichzeitigen Wechsel der Mehrheiten im Senat und Repräsentantenhaus kommt, haben die Republikaner der Rebellion in den eigenen Reihen zu verdanken. Die Tea-Party-Kandidaten kosten ihnen aller Voraussicht nach den dafür nötigen Zugewinn von zehn Sitzen. Demoskopen erwarten eine klassische Denkzettelwahl, die sich gegen die Amtsinhaber richten, weniger eine ideologische Verschiebung.

Treibende Kraft hinter dem Wählerfrust an diesem Dienstag ist die anhaltend schwierige Lage der Wirtschaft, die sich in weiten Teilen der USA mit hoher Arbeitslosigkeit und einer Welle an Immobilienpleiten bemerkbar macht. Für Obama brechen in jedem Fall neue Zeiten an. sp

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