Entrüstung über Schufa-Plan mit Facebook-Daten

Berlin. Die Wirtschafts-Auskunftei Schufa hat mit ihrem Forschungsprojekt zu Datenabfragen im Internet einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Datenschützer und Politiker äußerten sich gestern besorgt über die Möglichkeit, personenbezogene Daten aus dem Netz mit Bewertungen der Kreditwürdigkeit zu verknüpfen

Berlin. Die Wirtschafts-Auskunftei Schufa hat mit ihrem Forschungsprojekt zu Datenabfragen im Internet einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Datenschützer und Politiker äußerten sich gestern besorgt über die Möglichkeit, personenbezogene Daten aus dem Netz mit Bewertungen der Kreditwürdigkeit zu verknüpfen. Die Schufa betonte dagegen, es handle sich um ein Projekt zur Grundlagenforschung; sie wolle damit auch die gesellschaftliche Debatte anregen.Die größte deutsche Auskunftei hatte das renommierte Hasso-Plattner-Institut in Potsdam beauftragt, die öffentlichen und quasi-öffentlichen Daten im Netz zu untersuchen. Jedermann könne jederzeit weltweit auf solche Daten zugreifen, erklärte die Schufa. Konkrete Pläne zur Analyse solcher Daten gebe es nicht. Dagegen berichteten verschiedene Medien über Details des Forschungsauftrags. Demnach geht es unter anderem um Möglichkeiten, die Daten aus sozialen Netzwerken wie Facebook mit den Datenbanken der Schufa zu verknüpfen. Daraus könnten genaue Aussagen über das Kredit- und Konsumverhalten von Internet-Nutzern abgeleitet werden.

Massive Kritik aus der Politik und von Datenschützern ließ nicht lange auf sich warten. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) betonte, die Auskunftei dürfe nicht "zum Big Brother des Wirtschaftslebens werden". Sie erwarte umfassende Aufklärung über die Hintergründe und Ziele des Forschungsauftrags. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte, es dürfe nicht sein, dass "Facebook-Freunde und Vorlieben" den Abschluss eines Handyvertrags verhinderten. Von einem "Horror-Szenario" sprach der SPD-Fraktionsvize im Bundestag, Ulrich Kelber.

Für den Datenschutz-Beauftragten des Bundes, Peter Schaar, verdeutlicht das Projekt "einmal mehr", wie Nutzerdaten ohne Wissen der Betroffenen ausgeforscht und zu Geld gemacht werden könnten. Auch der IT-Branchenverband distanzierte sich von den Plänen. "Es wäre klug, auf manche Gedankenspiele zu verzichten", sagte Verbandschef Dieter Kempf. und Meinung afp/dpa/dapd

Foto: dpa

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