Einkommen sind immer ungleicher verteilt

Berlin · Die Einkommen in Deutschland sind deutlich ungleicher verteilt als vor 20 Jahren – schuld daran ist auch das Steuersystem. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

Das Einkommensgefälle in Deutschland ist heute deutlich größer als Anfang der 1990er Jahre oder zur Jahrtausendwende. Zu diesem Ergebnis kommt eine gestern veröffentlichte Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Grund für die zunehmende Ungleichheit sei vor allem der langjährige Anstieg von befristeten Arbeitsverhältnissen, Teilzeitstellen, Leiharbeit und Minijobs. Auswirkungen gebe es aber auch durch höhere Kapitaleinkommen, von denen überwiegend Wohlhabende profitierten, hieß es. Demnach stieg der Anteil der Kapitaleinkünfte wie Zinsen und Dividenden am Gesamteinkommen in Deutschland von 29,1 Prozent im Jahr 1991 auf 33,8 Prozent im Jahr 2010. Gleichzeitig sank laut Studie die Ausgleichswirkung des Steuersystems, weil Steuersenkungen vor allem höhere Einkommen und Vermögen entlasten. Zudem habe die Mehrwertsteuer-Erhöhung des Jahres 2007 ärmere Haushalte weitaus stärker getroffen als wohlhabendere.

Nach Berechnung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) wuchs die Ungleichheit bei der Verteilung der sogenannten bedarfsgewichteten Haushaltsnettoeinkommen zwischen 1991 und 2010 um knapp 13 Prozent. Dabei wird unter anderem berücksichtigt, dass Singles anders als Familien mit Kindern ihr Einkommen zwar mit niemandem teilen müssen, dafür aber ihre Kosten für Wohnung oder Versicherungen auch nicht auf mehrere Köpfe verteilen können.

Zwar habe die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt in jüngster Zeit den Trend zu wachsender Ungleichheit aufgehalten, allerdings nicht umgekehrt, hieß es. Um den langjährigen Negativtrend zu korrigieren, seien "mehr Ausgleich im Steuersystem und bessere Regeln auf dem Arbeitsmarkt" notwendig. "Es ist noch eine Menge zu tun", erklärte IMK-Direktor Gustav Horn.

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