Einführung von Bio-Benzin vorerst gestoppt

Berlin/Saarbrücken. Nach massiven Absatzproblemen beim neuen Biosprit E 10 wird die Einführung an weiteren Tankstellen in Deutschland vorerst gestoppt. "Das System platzt sonst", sagte der Hauptgeschäftsführer des Minerölwirtschaftsverbandes (MWV), Klaus Picard, gestern mit Blick auf enorme Versorgungsengpässe bei anderen Benzinsorten

Berlin/Saarbrücken. Nach massiven Absatzproblemen beim neuen Biosprit E 10 wird die Einführung an weiteren Tankstellen in Deutschland vorerst gestoppt. "Das System platzt sonst", sagte der Hauptgeschäftsführer des Minerölwirtschaftsverbandes (MWV), Klaus Picard, gestern mit Blick auf enorme Versorgungsengpässe bei anderen Benzinsorten. Dort, wo es E 10 schon gibt, zum Beispiel an vielen saarländischen Tankstellen, kann und soll es aber weiterhin getankt werden. Bislang wurde der Biosprit als Nachfolger für das herkömmliche Super vor allem im Osten und Süden eingeführt. Laut Picard soll nun zunächst abgewartet werden, ob die Autofahrer den Kraftstoff in den kommenden Tagen besser annehmen. Erst dann könne E 10 auch im übrigen Bundesgebiet auf den Markt kommen.Wegen des Durcheinanders berief Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP, Foto: dpa) gestern einen "Benzin-Gipfel" ein, der "zeitnah" stattfinden soll. "Fakt ist, dass die Verbraucher völlig verunsichert sind", sagte er. E 10 kommt bei den Autofahrern weiterhin einfach nicht an. Sie fürchten um ihre Motoren, zudem ist das bis zu acht Cent billigere E 10 nicht so leistungsstark wie Super-Plus mit einer Beimischung von nur fünf Prozent Ethanol.

Der für den Biosprit zuständige Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) kritisierte die Branche scharf: "Das Durcheinander ist nicht akzeptabel. Es führt zu einer vollständigen Verunsicherung." Die Industrie sollte sich endlich eine vernünftige Strategie überlegen, "statt jeden Tag widersprüchliche und verwirrende Botschaften auszusenden".

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) nannte das Verhalten der Mineralölbranche gestern "ein Trauerspiel". Die Konzerne hätten lange genug Zeit gehabt, sich auf die Einführung des neuen Kraftstoffs vorzubereiten. "Die Wirtschaft darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen und die Kunden die Zeche zahlen lassen", sagte sie. Die Mineralölwirtschaft konterte umgehend: Sie sei von der EU und der Bundesregierung zum Verkauf eines Ladenhüters gezwungen worden. dpa/dapd

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