"Einengung auf Schwarz-Gelb war falsch"

Herr Linsler, was halten Sie von Ihrem künftigen Parteivorsitzenden?Linsler: Rösler ist ein fähiger Mann mit viel Potenzial, er bringt auch einiges an Erfahrung mit. Die Fußstapfen von Guido Westerwelle nach zehn Jahren Parteivorsitz sind natürlich sehr groß, Westerwelle hat viel für die FDP geleistet

Herr Linsler, was halten Sie von Ihrem künftigen Parteivorsitzenden?Linsler: Rösler ist ein fähiger Mann mit viel Potenzial, er bringt auch einiges an Erfahrung mit. Die Fußstapfen von Guido Westerwelle nach zehn Jahren Parteivorsitz sind natürlich sehr groß, Westerwelle hat viel für die FDP geleistet. Wenn der Teamgeist um Rösler stimmt, wird es mit der FDP auch wieder aufwärts gehen.

Fast das einzige Thema der FDP waren Steuersenkungen, ein Versprechen, das die FDP nicht einmal gehalten hat. Wie wollen Sie wieder glaubwürdig werden?

Linsler: Wir haben in der Bundesregierung dafür gesorgt, dass Mittelstand und Familien entlastet werden. Die Steuervereinfachung wird ebenfalls vorangetrieben. Aber in der Tat war die Reduzierung der Programmatik in der Außendarstellung auf das Thema Steuern ein Fehler. Wir müssen uns aber nicht nur wieder erkennbar breiter aufstellen. Wir müssen auch nachhaltig für die Durchsetzung unserer Standpunkte kämpfen, das heißt auch in der politischen Verantwortung gegenüber dem Koalitionspartner CDU, der teilweise durch seine dominant auftretenden Persönlichkeiten der FDP die Luft zum Atmen rauben will.

Mit dem personellen Neuanfang ist es ja nicht getan. Wie will die FDP inhaltlich wieder attraktiv werden?

Linsler: Die FDP muss neben der Wirtschaftspolitik, in der eine ihrer Kernkompetenzen liegt, die Themen Bildung und Integration wieder stärker in den Vordergrund stellen. Das sind ebenfalls liberale Kernbereiche. Echte Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen, unabhängig vom Einkommen der Eltern und ihrem sozialen Hintergrund. Und die FDP muss sich auch wieder auf ihre Tradition als Bürgerrechts-Partei besinnen.

Wie wollen Sie das durchsetzen, wenn die CDU "der FDP die Luft zum Atmen raubt"?

Linsler: Es geht bei Koalitionen nicht um Liebeshochzeiten, sondern um Zweckmäßigkeiten. Wenn man eine nachhaltige Politik betreiben will, muss man schauen, mit welchem Koalitionspartner man am weitreichendsten seine Inhalte umsetzen kann. Das kann in einer sozial-liberalen oder einer Ampel- Koalition schlechter oder besser sein als in einer schwarz-gelben Koalition - das muss man ausloten. Was Jamaika im Saarland betrifft, das funktioniert bisher trotz anfänglicher Skepsis in Teilen der Öffentlichkeit sehr gut. Ob das im Bund der Fall ist, muss die FDP-Führung in Berlin beantworten.

Sie schließen also Koalitionen mit anderen Partnern nicht aus?

Linsler: Natürlich müssen nach Wahlen mit allen demokratischen Parteien Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit geführt werden. Insbesondere mit der SPD hat es in der Vergangenheit gute und vertrauensvolle Bündnisse gegeben. Die Einengung der letzten Jahre auf eine schwarz-gelbe Koalition auf Bundesebene war jedenfalls ein Fehler. Wir müssen uns wieder mehr für andere Koalitionen in den Ländern und auch im Bund öffnen, die CDU ist nicht der geborene, alleinige Koalitionspartner für die FDP.

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