"Eine solche Wahl ist kein Selbstläufer"

Frau Kramp-Karrenbauer, Sie haben bei der Wahl zum CDU-Präsidium mit 57,45 Prozent das zweitschlechteste Ergebnis bekommen. Können Sie trotzdem damit leben?Kramp-Karrenbauer: Ja, sehr gut sogar. Eine solche Wahl ist kein Selbstläufer, und ich bin froh, dass ich den Sprung ins Präsidium geschafft habe

 Für Annegret Kramp-Karrenbauer muss die CDU eine zeitgemäße Familienpolitik bieten. Foto: dpa

Für Annegret Kramp-Karrenbauer muss die CDU eine zeitgemäße Familienpolitik bieten. Foto: dpa

Frau Kramp-Karrenbauer, Sie haben bei der Wahl zum CDU-Präsidium mit 57,45 Prozent das zweitschlechteste Ergebnis bekommen. Können Sie trotzdem damit leben?

Sie sitzen jetzt als einziges stimmberechtigtes Mitglied aus dem Saarland im engeren Führungskreis der CDU. Wäre nicht der logische nächste Schritt auf Ihrem Weg derjenige in die Saarbrücker Staatskanzlei?Kramp-Karrenbauer: Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Und im Präsidium können auch diejenigen, die als Ministerpräsidenten kraft Amtes beratend dabei sind, mit abstimmen. Das wird bei der CDU so praktiziert.

Die Frauen-Union hatte Sie fürs Präsidium nominiert. Für welche Themen wollen Sie sich dort stark machen?Kramp-Karrenbauer: Das ist natürlich die gesamte Palette dessen, was die Frauen-Union in ihrer Arbeit im Blick hat. Also nicht nur frauenspezifische Themen. Was auch künftig im Mittelpunkt stehen wird, ist die Frage nach Frauen in Führungsverantwortung. Wichtig wird aber auch die Positionierung in Bildungsfragen sein, das soll nächstes Jahr Thema beim Bundesparteitag werden. Und auch die Pflegereform wird im nächsten Jahr auf der Tagesordnung stehen.

Zuletzt hat die CSU von sich reden gemacht mit ihrer - wenn auch abgemilderten - Frauen-Quote. Stünde nicht auch der CDU eine Quote gut an?Kramp-Karrenbauer: Wir haben eine Quote. Die heißt Quorum, erfüllt aber den gleichen Zweck . . .

. . .aber sie ist deutlich weicher.Kramp-Karrenbauer: Sie ist etwas weicher formuliert. Aber das Problem liegt weniger in der Formulierung, das Problem liegt immer in der Umsetzung. Dazu haben wir eine Arbeitsgruppe in der Frauen-Union eingesetzt, die ich leite. Sie soll prüfen, wie es mit der Umsetzung vor Ort aussieht, wo die Probleme liegen und was sich bewegt hat. Darüber sind wir im ständigen Austausch mit Generalsekretär Gröhe, der unser Ziel teilt, dass die Repräsentanz von Frauen in der CDU verbessert werden muss.

Die parteiinterne Kritik in der Union am bröckelnden Konservatismus, am verschwimmenden Profil hat sich sehr stark am Frauenbild und an der Familienpolitik festgemacht. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?Kramp-Karrenbauer: Nein, das kann ich nicht. Die CDU hat sich schon immer aus drei Wurzeln gespeist: der christlich-sozialen, der liberalen und der konservativen. Und die CDU war immer dann am erfolgreichsten, wenn sie diese drei Wurzeln in gleicher Weise in ihrer Programmatik und im Personal abgebildet hat. Eine gute, eine konservative Familienpolitik ist eine Politik, die Familien stärkt. Und die Anforderungen und Erwartungen von jungen Eltern sind heute ganz andere als etwa zu Zeiten von Konrad Adenauer. Deswegen kann man auch keine CDU-Politik betreiben, die in die fünfziger Jahre passt. Heute ist es selbstverständlich, dass Männer und Frauen beide arbeiten wollen und dass beide Familie haben wollen. Deswegen muss das Hauptaugenmerk auf der Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegen, und da hat gerade Ursula von der Leyen die CDU in den letzten Jahren wirklich nach vorne gebracht.

Kramp-Karrenbauer: Ja, sehr gut sogar. Eine solche Wahl ist kein Selbstläufer, und ich bin froh, dass ich den Sprung ins Präsidium geschafft habe. Ich komme aus einem kleinen Landesverband, bin für die meisten Delegierten eher unbekannt. Insofern ist die Tatsache, dass ich nicht das schlechteste Ergebnis bekommen habe, für mich ein Erfolg.

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