Kommentar Eine Rede mit gefährlichen Lücken

Emmanuel Macron hat mit seinem Auftritt in Versailles viel gewagt. Sechs Wochen nach der Wahl die Parlamentskammern für eine Grundsatzrede einzuberufen, war mutig.

Es war aber auch notwendig, denn die Franzosen wollten wissen, wohin der Präsident sie führen will. Und Macron wollte nicht den Fehler seines glücklosen Vorgängers François Hollande machen und seine Landsleute fünf Jahre lang im Ungewissen lassen über seinen Kurs. Anderthalb Stunden lang hielt Macron einen teilweise philosophischen Vortrag. Die Mehrheit der Franzosen hat er damit sicher nicht erreicht. Die hatten sich von der Grundsatzrede konkrete Maßnahmen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit erhofft. Dafür hatten sie den 39-Jährigen gewählt. Doch die geplante Arbeitsrechtsreform erwähnte der Staatschef nur kurz. Details will er seinem Regierungschef Edouard Philippe überlassen, der heute seine Grundsatzrede hält. Klug ist die Aufteilung nicht. Denn nicht Philippe, sondern Macron wird in fünf Jahren an der Arbeitslosigkeit gemessen. Genau da hat sein Vorgänger versagt. 

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