Eine grausame Geschichte über Ehebruch und Steinigung
Teheran/Berlin. Die Geschichte von Sakine Mohammadi-Aschtiani ist grausam: Sie handelt von Ehebruch, Mord und einer iranischen Justiz, nach deren Wille die Mutter von zwei Kindern öffentlich im Steinhagel sterben soll
Teheran/Berlin. Die Geschichte von Sakine Mohammadi-Aschtiani ist grausam: Sie handelt von Ehebruch, Mord und einer iranischen Justiz, nach deren Wille die Mutter von zwei Kindern öffentlich im Steinhagel sterben soll. Wenn sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten, hat die 43-Jährige nicht mehr lange zu leben: Die Vollstreckung der Todesstrafe durch Steinigung stehe womöglich unmittelbar bevor, warnt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Doch der Fall hat internationale Aufmerksamkeit erlangt, und ihre Hinrichtung würde weltweit Empörung auslösen.Rund um den Globus haben Regierungen den Iran aufgerufen, die Frau am Leben zu lassen. Steinigung sei eine "zutiefst inhumane und menschenrechtsverachtende Hinrichtungsmethode", kritisierte ein Sprecher des Bundesaußenministeriums vor wenigen Tagen. "Die Vollstreckung der Strafe im Fall von Sakine Mohammadi-Aschtiani muss daher nicht nur ausgesetzt, sondern ganz aufgehoben werden." Ähnliche Appelle richteten auch die USA, die EU, Frankreich und Großbritannien an Teheran.Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva bot an, Mohammadi-Aschtiani in seinem Land aufzunehmen. Doch die konservative Regierung in Teheran lehnte das Angebot ab: "Der Prozess betrifft Iraner, warum sollten andere Länder daran beteiligt sein?", fragte der iranische Botschafter in Brasilien. Es gebe nun mal Delikte, die im Einklang mit den iranischen Gesetzen und den moralischen und kulturellen Vorstellungen des Landes behandelt würden. Doch was wird Mohammadi-Aschtiani genau vorgeworfen?Die Hintergründe des Falls sind undurchsichtig: Der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge wurde Mohammadi-Aschtiani 2006 zu 99 Peitschenhieben verurteilt, weil sie nach dem Tod ihres Ehemannes eine "unrechtmäßige Beziehung" zu zwei Männern gehabt haben soll. Während eines weiteren Prozesses gegen einen Mann, dem Mord an ihrem Ehemann vorgeworfen wurde, verurteilte das Gericht sie wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung. Nach Angaben ihres Anwalts sitzt sie seit zwei Jahren im nordwestiranischen Tabris im Gefängnis.Neben dem Todesurteil wurde besonders die Vollstreckung durch Steinigung international als "mittelalterlich" und "barbarisch" kritisiert. Dabei wird eine Frau zunächst bis zur Brust eingegraben, wie die Amnesty-Expertin Marie von Möllendorff der "Frankfurter Rundschau" berichtete. Im Fall eines Geständnisses wirft der Richter den ersten Stein, dann die übrigen Anwesenden. Beruhe das Urteil auf Zeugenaussagen, sei es an den Zeugen, den ersten Stein zu werfen.Nach den weltweiten Protesten gegen das Urteil kamen in den vergangenen Wochen dann unterschiedliche Aussagen aus dem Iran, ob Mohammadi-Aschtiani weiter durch Steinigung hingerichtet werden solle - oder etwa durch Erhängen. Laut Amnesty prüft inzwischen der Oberste Gerichtshof den Fall und möglicherweise auch das Todesurteil an sich, ein Beschluss werde in diesen Tagen erwartet.Äußerst beunruhigt sind Menschenrechtsorganisationen jedoch seit vergangenem Mittwoch: Zur besten Sendezeit gab eine als Mohammadi-Aschtiani vorgestellte Frau im Staatsfernsehen zu, dass ihr Liebhaber ihr vorgeschlagen habe, ihren Ehemann zu töten. Sie sei dann bei dem Mord selbst zugegen gewesen. Allerdings war die gezeigte Frau nicht zu erkennen: Sie trug einen schwarzen Tschador, der nur ihre Nase und ein Auge frei ließ. Ihr Anwalt klagt zudem an, seine Mandantin sei gefoltert worden, um sie zu der Aussage zu zwingen.Durch das angebliche Geständnis sei die "ohnehin ernste Sorge" noch einmal gewachsen, dass die Todesstrafe vollstreckt werde, erklärt Human Rights Watch. Nach Ansicht der Amnesty-Vertreterin für den Nahen Osten, Hassiba Hadj Sahraoui, fehlen der iranischen Justiz Beweise gegen die Angeklagte: Es scheine, dass die Behörden das angebliche Geständnis inszeniert hätten.
Auf einen BlickIn Afghanistan ist ein unverheiratetes Liebespaar öffentlich gesteinigt worden. Taliban-Kämpfer hatten am Sonntag in einem Dorf im Unruhedistrikt Dascht-e-Archi zunächst eine Erklärung verlesen. Dann seien die Frau und der Mann auf dem Markt vor versammelter Menge zu Tode gesteinigt worden, sagte der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar. Dabei forderten die Taliban die Dorfbewohner auf, sich an der Steinigung zu beteiligen. Nach der Hinrichtung sprachen sie Drohungen aus, sagte ein Zeuge: "Die Taliban warnten, dass jeder, der etwas unislamisches macht, dieses Schicksal teilen wird." Dascht-e-Archi liegt nordwestlich von Kundus-Stadt im Einsatzgebiet der Bundeswehr und ist weitgehend unter der Kontrolle der Taliban. dpa