Helmholtz-Zentrum Saarbrücken Ein Zukunftsmotor wie einst bei Ford

Saarbrücken · Ein Helmholtz-IT-Sicherheitszentrum für das Saarland: Gestern wurde es an der Universität gegründet – morgen soll es die Region revolutionieren.

 Bei der Eröffnungsfeier (von links): Helmholtz-Präsident Otmar Wiestler, Bundesministerin Johanna Wanka und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (beide CDU) und Cispa-Chef Michael Backes.

Bei der Eröffnungsfeier (von links): Helmholtz-Präsident Otmar Wiestler, Bundesministerin Johanna Wanka und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (beide CDU) und Cispa-Chef Michael Backes.

Foto: dpa/Oliver Dietze

Es ist keine alltägliche Szene auf dem Campus der Saar-Universität. Auch nicht für die erfolgsverwöhnten Informatiker der Saarbrücker Hochschule. Der Presseraum des 2011 gegründeten Cispa ist prall gefüllt – mit Medienvertretern von Radio, Fernsehen, Zeitungen und Nachrichtenagenturen aus der Region und darüber hinaus. Der Anlass, zudem sich all diese Menschen vorne auf dem Podium zusammengefunden haben, ist eben auch nicht alltäglich. Denn das IT-Sicherheitszentrum Cispa feiert heute die Gründung der „Cispa Helmholtz-Zentrum in Gründung GmbH“. Ein sperriger Titel, der formal aber so korrekt ist.

Und darauf legt der Mann mit der dunklen, halbrunden Hornbrille im Podium links großen Wert. Das muss er auch. Denn es ist Otmar Wiestler, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, einer Gesellschaft, die deutschlandweit Spitzenforscher mit Milliarden fördert.

Derzeit gibt es in der Bundesrepublik 18 Helmholtz-Zentren und das Cispa soll das 19. vollwertige Mitglied werden. „Spätestens Anfang 2020“, verspricht Wiestler Professor Michael Backes, der am anderen Ende des Podiums sitzt. Der Leiter des Zentrums hatte tags zuvor noch gehofft, dass es schon 2019 so weit sein könnte. Aber Wiestler sagt ja auch „spätestens“. Und in dem Rekord-Tempo, in dem Backes das Cispa aufgebaut habe, sollte es auch durchaus früher gehen. Allerdings pflegt eine große Forscher-Gesellschaft wie Helmholtz mit über 39 000 Mitarbeitern seine Formalia. Und die muss auch das Cispa durchlaufen.

Die Planung von Helmholtz sieht vor, dass das Saarbrücker Zentrum im Endausbau im Jahr 2026 gut 800 Wissenschaftler aus aller Welt beschäftigt und dafür hat es ein festes Jahresbudget von 50 Millionen Euro – plus Drittmittel, die über Projekte eingeworben werden sollen. Ein in Deutschland beispielloses Konstrukt im Bereich der Informatik. Dafür erwartet Wiestler von Backes und Co., dass sie der „Spitzenstandort beim Thema Cyber Security werden“. Weltweit. Zweifel daran habe er nicht. „Es wird eine Kaderschmiede für junge Talente aus aller Welt.“

Backes ängstigen solche Anforderungen nicht. Zumindest lässt er sich das nicht anmerken. Er freue sich vielmehr darauf, „endlich die kritische Masse an Forschern zu haben, um die wahrhaft großen Herausforderungen in der Cybersicherheitsforschung umfassend und mit der erforderlichen Exzellenz anzugehen“. Sein Ziel: Cispa soll der Leuchtturm dieser Disziplin werden.

Als er das sagt, lächelt auch Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU), zwei Plätze neben ihm. Das Ministerium war bei der Gründung des Cispa und der jetzigen Weiterentwicklung zum Helmholtz-Zentrum maßgeblich involviert. Auch weil 90 Prozent des künftigen Riesen-Etats aus Bundesmitteln kommen. Die übrigen zehn Prozent gibt das Land dazu. Der Staat hat also ein finanzielles Eigen-Interesse daran, dass das Cispa im „nationalen und internationalen Wettlauf“ um die besten IT-Sicherheitslösungen überzeugt. Und das hilft dann wiederum dem Staat. Allein weil Server von staatlichen Einrichtungen und Industrien immer wieder Opfer von Hacker-Angriffen und Spio­nage werden und abgesichert werden müssen.

„Wir haben mit diesem Zentrum Großes vor: Es ist für uns eine weitere Keimzelle für einen Strukturwandel im digitalen Zeitalter“, sagte Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Die Saar-Ministerpräsidentin vergleicht es mit der Ansiedlung der Ford-Werke in Saarlouis – in den 70er Jahren. Damals habe sich das Saarland von einer Kohle-und-Stahl-Region zu einem Muster-Automobilland entwickelt. „Ein solcher Nukleus ist das digitale Zeitalter“, meint sie.

Eine weitere Parallele: Auch damals bezweifelten viele Saarländer, dass das Land diesen Kraftakt schaffen kann und ob die neue Industrie wirklich stark genug dafür wäre. „Wir wollen dieser Schlüsselfaktor sein“, verspricht zumindest Backes. Ob er Recht behalten wird, wird sich wohl schon in den kommenden Jahren zeigen. 

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