Neuer US-Botschafter Ein Trump-Versteher in Berlin

Washington · 15 Monate lang war der Posten verwaist, seit Dienstag ist das nicht mehr der Fall: Der 51-jährige Richard Grenell ist neuer US-Botschafter in Deutschland.

Zur Akkreditierung ins Schloss Bellevue: Der neue US-Botschafter Richard Allen Grenell bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Zur Akkreditierung ins Schloss Bellevue: Der neue US-Botschafter Richard Allen Grenell bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

() Die Bundesregierung bekommt es mit einem smarten und scharfzüngigen Verteidiger von US-Präsident Donald Trump zu tun. Der PR-Berater Richard Grenell hat am Dienstag offiziell sein neues Amt als US-Botschafter in Berlin angetreten. Am Nachmittag überreichte er Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sein Beglaubigungsschreiben und ist nun offiziell akkreditiert. Mehr als 15 Monate war der wichtige Posten verwaist.

Der 51-jährige Grenell hatte sich schon im Wahlkampf in den USA mächtig für Trump ins Zeug gelegt, als eifriger TV-Kommentator und Twitterer nahm er dann den Präsidenten in der Russland-Affäre in Schutz. Ein Klischee-Konservativer aber ist Grenell nicht: Er lebt offen schwul und tritt für die Homo-Ehe ein. Der US-Senat bestätigte die umstrittene Personalie im vergangenen Monat just einen Tag vor dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Trump in Washington. Vorausgegangen war eine monatelange Hängepartie: Der US-Präsident hatte Grenell schon im September nominiert, im Senat stieß der Kandidat aber auf heftigen Widerstand. Die oppositionellen Demokraten warfen ihm unter anderem Frauenfeindlichkeit vor und verwiesen auf „abfällige Kommentare“ über Frauen auf Twitter.

Kritik wurde auch an seiner bedingungslosen Unterstützung für Trump in der Russland-Affäre laut: Die Affäre um mutmaßliche russische Einmischungen in den US-Wahlkampf und eine mögliche Verwicklung von Trump-Mitarbeitern hatte er als aufgeblasen bezeichnet.

Dass Grenell Erfahrung auf dem diplomatischen Parkett hat, daran gibt es indes keine Zweifel: Unter Präsident George W. Bush war er sieben Jahre lang Sprecher der US-Delegation bei der Uno und vertrat damals auch den Botschafter in Sitzungen des UN-Sicherheitsrats. Einer der US-Botschafter in dieser Zeit hieß John Bolton – der Hardliner ist seit kurzem Trumps Nationaler Sicherheitsberater.

Bei den Vereinten Nationen arbeitete Grenell häufig mit deutschen Diplomaten zusammen, etwa bei den UN-Sanktionen gegen den Iran. Er erlebte die Deutschen aber auch als Kontrahenten, vor allem im Streit um den US-Einmarsch im Irak.

Grenell stammt aus dem Bundesstaat Michigan im Mittleren Westen der USA und wuchs in einem evangelikalen Elternhaus auf. Von seinen konservativen Wurzeln hat er sich zumindest teilweise emanzipiert. Grenell hat eine langjährige Beziehung zu einem Mann und bekennt sich seit Ende der neunziger Jahre offen zu seiner Homosexualität.

Seit Jahren tritt Grenell auch politisch für die Homo-Ehe ein. Dies führte zu Problemen, als er 2012 vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney zum außenpolitischen Sprecher ernannt wurde. Nach nur kurzer Zeit warf Grenell das Handtuch. Dabei soll allerdings auch die Kritik an Grenells aggressiven Tweets eine Rolle gespielt haben.

Grenell, der an der Elite-Universität Harvard einen Abschluss in öffentlicher Verwaltung machte, ist Mitbegründer einer international aktiven PR-Firma. Er hat nach eigenen Angaben für Kunden in Europa, China, im Iran, in Kasachstan und im Kongo gearbeitet. Als politischer Kommentator trat er nicht nur im Fernsehen auf, sondern verfasste auch Beiträge für Zeitungen und Onlineportale. Die Twitterei betreibt Grenell mit noch größerem Eifer als der Präsident. Darin übt er, wie Trump, gerne Kritik an den sogenannten Mainstream-Medien.

In dem Kurzbotschaftendienst gewährt er aber auch Einblicke in sein Privatleben. So outete er sich als Fan der Popsängerin Britney Spears und berichtete von seiner Krebserkrankung, die er vor einigen Jahren dank einer Chemo-Therapie überstand.

Nach seiner Botschafter-Bestätigung bedankte sich Grenell via Twitter für die eingehenden Glückwünsche – in einem mehr kumpelhaften als steif-diplomatischen Ton. Auf einen Glückwunsch-Tweet von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) antwortete Grenell: „Danke, Jens. Bis bald!“

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