Ein Sieg für die Taliban

Dubai · Vor fünf Wochen brach die Drohnen-Affäre über Verteidigungsminister de Maizière herein. Beim Afghanistan-Besuch versucht er dennoch, seinen Job zu machen – und vermittelt zwischen Washington und Kabul.

Dieser Besuch von Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) in Afghanistan ist für ihn etwas Besonderes. Nicht nur wegen der angespannten Sicherheitslage und den stockenden Verhandlungen über den Truppenabzug am Hindukusch - der Minister kommt an diesem Morgen selbst angeschlagen, nachdem ihn zu Hause das Drohnen-Projekt "Euro Hawk" ins Straucheln gebracht hat. Doch hier, in Masar-i-Scharif, lässt sich de Maizière das nicht anmerken. "Deutschland ist bereit, auch nach 2014 für einige Zeit im Norden Afghanistans Verantwortung zu übernehmen", erklärt er einer Schar von Journalisten kämpferisch.

Nur: Die Lage ist dort derzeit verzwickt. Deutschland ist, wie die gesamte Nato, bereit, sich auch über den Abzug der internationalen Kampftruppen Ende 2014 hinaus in Afghanistan zu engagieren. De Maizière stellt jedoch zwei Bedingungen. Erstens: "ein geschlossenes Nato-Konzept" einschließlich Truppenzahlen der einzelnen Länder. Zweitens: ein mit der afghanischen Regierung vereinbartes Truppenstatut, das festlegt, "was die Soldaten tun dürfen und was nicht". Ersteres scheitert derzeit vor allem an den USA, die sich auf ihr Kontingent noch nicht festlegen wollen. Das Truppenstatut blockiert derzeit Afghanistans Präsident Hamid Karsai, der sich bei Verhandlungen mit den Taliban von den USA übergangen fühlt. Und die USA dürften sich auf ihr Engagement nicht festlegen, solange es kein Truppenstatut gibt. So beißt sich die Katze in den Schwanz.

De Maizière versucht, zu vermitteln. Bei den Verhandlungen müssten die Afghanen das Heft in der Hand haben, sagt er - und gibt so Karsai etwas Rückendeckung. "Provokationen jeder Art sollten vermieden werden", warnt er den Machthaber in Kabul im darauffolgenden Satz.

Am Ende will de Maizière dann doch einen konkreten Lösungsweg für den Abzug anstoßen: "das Speichenmodell". Demnach sollen sich die internationalen Truppen, die zu Beratungszwecken im Land bleiben, auf Kabul und wichtige Regionalstädte in allen Himmelsrichtungen konzentrieren - bis zum kompletten Abzug.

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HintergrundDie Nato will ihren Kampfeinsatz in Afghanistan 2014 beenden. Danach sollen von den derzeit knapp 100 000 ausländischen Soldaten nur noch 8000 bis 12 000 für Ausbildung und Beratung im Land bleiben. Von den einst mehr als 5000 deutschen Soldaten sind dann noch 4100 am Hindukusch. 2015 sollen es nur noch 600 bis 800 sein. Deutschland hat als bisher einziges Land eine konkrete Truppenstärke genannt. dpa

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