Ein Sachse in Schwaben

Görlitz/Augsburg. Sein Lebensmotto könnte dem Görlitzer Bischof bei seinem Wechsel in die krisengebeutelte und zerstrittene Diözese Augsburg helfen: "Man muss Abschied nehmen können, um auf dem Weg zu bleiben", gab Konrad Zdarsa (Foto: ddp) vor einiger Zeit als Devise aus

Görlitz/Augsburg. Sein Lebensmotto könnte dem Görlitzer Bischof bei seinem Wechsel in die krisengebeutelte und zerstrittene Diözese Augsburg helfen: "Man muss Abschied nehmen können, um auf dem Weg zu bleiben", gab Konrad Zdarsa (Foto: ddp) vor einiger Zeit als Devise aus. Jetzt muss er nach nur drei Jahren seinen Bischofssitz in Görlitz verlassen und den wohl schwierigsten Posten antreten, den die katholische Kirche in Deutschland derzeit zu vergeben hat: die Nachfolge des zurückgetreten Augsburger Bischofs Walter Mixa. Mit Zdarsa hat Papst Benedikt XVI. einen Bischof ernannt, dessen Name in den Spekulationen der vergangenen Wochen praktisch keine Rolle spielte. "Die Ernennung zeigt, welch große Wertschätzung Papst Benedikt XVI. Dir entgegenbringt", schrieb der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, in seiner Gratulation an Zdarsa. Bei seiner Wahl musste sich das Kirchenoberhaupt nicht allein auf Zeugnisse anderer verlassen, sondern konnte sich auch auf eigene Erfahrungen stützen. Schon vor rund 30 Jahren lernten sich der damalige Kardinal Joseph Ratzinger und Zdarsa kennen: "Ich habe ein Jahr lang gemeinsam mit Kardinal Ratzinger im Deutschen Kolleg in Rom gelebt. Daher kennen wir uns." Wenn der Papst in den vergangenen Jahren in Deutschland in der Kritik stand, stellte sich der Görlitzer Bischof hinter ihn. Mit Zdarsa bekommt Augsburg einen Ur-Sachsen als neuen Bischof. Am 7. Juni 1944 in Hainichen zwischen Dresden und Chemnitz geboren, verbrachte er fast sein gesamtes Arbeitsleben im Dienst der Kirche in Sachsen. Aufgewachsen im geteilten Nachkriegsdeutschland, war für Zdarsa bisher der Kontakt zu Polen besonders wichtig. Das Bistum Görlitz ist der nach 1945 übriggebliebene Rest des Erzbistums Breslau. "Auf diese Vergangenheit schauen wir zurück, haben aber vor allem die Verpflichtung, die Gegenwart zu meistern und damit auch, die Zukunft zu gestalten", sagte Zdarsa in einem Interview. Diese Einstellung passt auch als Motto für seine bevorstehende Zeit in Augsburg. In den vergangenen Monaten sind tiefe Gräben zwischen Anhängern und Gegnern des streitbaren Bischofs Mixa entstanden, die es nun zu überwinden gilt. Allein aus diesem Grund schon kam eigentlich ein Kandidat aus dem Bistum selbst für den Posten nicht in Frage. Meinung

Rasanter Neuanfang

Von SZ-Redakteur Jörg Wingertszahn Papst Benedikt XVI. überrascht Anhänger wie Kritiker doch immer wieder aufs Neue. So schnell wie im Falle des zurückgetretenen Augsburger Bischofs Walter Mixa wurde wohl in den vergangenen Jahrzehnten kein Nachfolger berufen. Nach gerade mal zwei Monaten verkündet der Papst seine Entscheidung - er, den man in der Vergangenheit nur als Zauderer kannte, unfähig oder unwillens, schnell ein klärendes Wort an die Welt zu richten. Das war im Umgang mit der Piusbruderschaft so und auch beim Thema Missbrauch. Und auch bei der Ernennung eines Nachfolgers für Reinhard Marx, der von Trier nach München/Freising wechselte. 14 Monate dauerte es, bis der Papst Stefan Ackermann zum Bischof berief. Die Botschaft im aktuellen Fall kann nur lauten: Schluss mit negativen Schlagzeilen aus Augsburg. Der Neue soll schnell die Wogen glätten, die Mixas Verfehlungen in seinem Bistum und in ganz Deutschland hinterlassen haben. Man kann Zdarsa dabei nur viel Glück wünschen.

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