Ein Prozent hat mehr Geld als Rest der Welt

London/Frankfurt · Das Vermögen der Superreichen wächst weltweit. So stark, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung vom nächsten Jahr an mehr als die Hälfte des globalen Wohlstands besitzt.

Sie sind Ölscheichs, Stahlmagnaten oder Oligarchen: Ein Prozent der Menschheit wird 2016 so viel Vermögen angehäuft haben wie die restlichen 99 Prozent der Weltbevölkerung zusammen. Auf dieses Missverhältnis wies gestern die britische Hilfsorganisation Oxfam hin. "Der weltweite Wohlstand ist zunehmend auf eine kleine Elite konzentriert", heißt es in dem Report, der mit Blick auf das morgen beginnende Weltwirtschaftsforum in Davos vorgestellt wurde.

Für das laufende Jahr errechneten die Menschenrechtler, dass 80 Multimilliardäre genauso viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung zusammen. Im Jahr 2013 hatte die Zahl noch bei 92 gelegen. Das Vermögen der Top 80 stieg seit 2010 von 1,1 auf 1,6 Billionen Euro. Auch regional sei der Reichtum ungleich verteilt, teilte Oxfam mit. Fast ein Drittel der auf der Forbes-Liste aufgeführten 1645 Milliardäre weltweit haben einen amerikanischen Pass oder leben in den Vereinigten Staaten. Oxfam beklagt zudem den wachsenden Einfluss der globalen Finanz-Eliten. Sie strebten zunehmend danach, die Regeln und Gesetzgebungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Auch die Internationale Arbeitsorganisation ILO verweist in einer neuen Studie auf das wachsende Ungleichgewicht. Im weltweiten Durchschnitt entfielen mittlerweile bis zu 40 Prozent aller Einkommen auf die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung. Die ärmsten zehn Prozent hätten insgesamt nur zwei Prozent der globalen Einkommen.

In Deutschland hat das Geldvermögen der Bürger den Wert von fünf Billionen Euro überschritten. Zwar investierten die privaten Haushalte ihr Geld trotz niedriger Zinsen vor allem in kurzfristige Bankeinlagen, wie die Bundesbank gestern mitteilte. Trotzdem wuchs das Geldvermögen zwischen Juli und September 2014 um 28 Milliarden Euro oder 0,6 Prozent auf 5,011 Billionen. Dabei wurde erstmals das Geld von Kirchen und Organisationen wie Gewerkschaften nicht mehr in der Statistik berücksichtigt. > , A 4: Meinung

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