Ein neues Kapitel in der Geschichte

London/Dublin. Das ersehnte Wort "Sorry - Entschuldigung" fiel nicht. Doch Queen Elizabeth II. (Foto: afp) hat bei ihrer Reise durch die Republik Irland ihren eigenen Weg gefunden, ihr Bedauern über den jahrhundertealten Konflikt zwischen Briten und Iren auszudrücken

London/Dublin. Das ersehnte Wort "Sorry - Entschuldigung" fiel nicht. Doch Queen Elizabeth II. (Foto: afp) hat bei ihrer Reise durch die Republik Irland ihren eigenen Weg gefunden, ihr Bedauern über den jahrhundertealten Konflikt zwischen Briten und Iren auszudrücken. Sie tat Dinge, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wären: Sie ehrte irische Freiheitskämpfer, besuchte Orte, an denen Briten einst auf Iren schossen, gestand Fehler ein. Sie sprach Irisch, trug die Nationalfarbe Grün und das irische Kleeblatt-Symbol. Von irischer Seite schallte es ebenso positiv zurück. Politiker und Kommentatoren waren sich einig, dass neue Zeiten in der irisch-britischen Geschichte angebrochen sind. Fast schien es, als ob alles normal sei im Verhältnis zwischen den Nachbarn, die eine blutige Geschichte teilen. Aber nur fast.Großbritannien und die Republik Irland - sie liegen dicht beieinander, sprechen dieselbe Sprache. Doch der Besuch der britischen Königin ist alles andere als selbstverständlich - auch nicht im Jahr 2011. Nur mit einem "Ring aus Stahl" um sämtliche Auftrittsorte und mehr als 6000 Polizisten und Soldaten im Einsatz konnte die Königin über die Grüne Insel reisen. Bombendrohungen und ganz reale Sprengstoff-Funde begleiteten sie dabei. Denn mitten in Europa schwelt auch weiterhin ein Konflikt, der trotz enormer Erfolge im Friedensprozess bis heute Menschenleben fordert.

Alles hat seinen Ursprung in der jahrhundertelangen Herrschaft der Briten über Irland. In den 1920er Jahren sagte sich der Süden davon los und wurde zur unabhängigen Republik Irland. Nordirland gehört weiterhin zu Großbritannien. Seitdem bekämpfen sich dort pro-britische Protestanten und republikanische Katholiken, wenn auch schon länger nicht mehr in großen Straßenschlachten. "Mit dem Gewinn der historischen Einsicht können wir alle Dinge sehen, von denen wir wünschten, sie wären anders gemacht worden oder gar nicht passiert", sagte die Königin bei ihrer Rede bei einem Staatsbankett im Dubliner Schloss. "Ich drücke allen, die durch die Folgen unserer schwierigen Vergangenheit gelitten haben, mein aufrichtiges Gedenken und tiefstes Mitleid aus."

Irlands Präsidentin Mary McAleese, die die Queen eingeladen hatte, konnte ihre Begeisterung über den symbolgeladenen Besuch kaum verbergen. Die Begrüßungsworte in irischer Sprache zu Beginn der Rede der Königin kommentierte sie mit einem spontanen "Wow". "Dieser Besuch ist der Höhepunkt des Erfolges des Friedensprozesses", sagte McAleese. "Er ist ein Bekenntnis, dass wir die Vergangenheit nicht rückgängig machen können, uns aber dazu entschlossen haben, die Zukunft zu verändern."

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