Ein neuer Stern am SPD-Himmel

Stephan Weil ist der neue aufgehende Stern am Politfirmament der SPD. "Ich freue mich, dass wir ein ganz klein wenig gute Laune aus Hannover in das Willy-Brandt-Haus gebracht haben", strahlte der wohl künftige niedersächsische Ministerpräsident gestern in der Berliner SPD-Zentrale. Ein Politikwechsel sei nun auch im Bund möglich

 Blumen für den Sieger des Wahl-Krimis in Niedersachsen: Stephan Weil wird voraussichtlich neuer Ministerpräsident. Foto: Kumm/dpa

Blumen für den Sieger des Wahl-Krimis in Niedersachsen: Stephan Weil wird voraussichtlich neuer Ministerpräsident. Foto: Kumm/dpa

Stephan Weil ist der neue aufgehende Stern am Politfirmament der SPD. "Ich freue mich, dass wir ein ganz klein wenig gute Laune aus Hannover in das Willy-Brandt-Haus gebracht haben", strahlte der wohl künftige niedersächsische Ministerpräsident gestern in der Berliner SPD-Zentrale. Ein Politikwechsel sei nun auch im Bund möglich.

Weil hat seinen eigenen Stil, der auf Sachlichkeit und Fairness setzt. Als er am Wahlabend strahlend vor die Kameras trat, blieb er sich treu. Noch bevor der knappe rot-grüne Wahlerfolg feststand, dankte er erst einmal dem politischen Gegner für den fairen Wahlkampf. Der 54-Jährige mag keine Aufgeregtheit - auch wenn er am Wahlabend konstatierte: "Wir sind heute wirklich durch eine Achterbahn der Gefühle gefahren." Doch bei allem Bangen und Zittern lächelt der niedersächsische SPD-Spitzenkandidat in die TV-Kameras.

Wie dicht Sieg und Niederlage beieinanderliegen, haben CDU und FDP am Sonntag bitter erfahren. Stärkste Kraft ist die CDU, die FDP hat ihr historisch bestes Ergebnis eingefahren. Trotzdem werden die bisherigen Koalitionspartner nach zehn Jahren wohl auf die Oppositionsbank umziehen müssen. SPD und Grüne bereiten sich auf Koalitionsgespräche vor. Ein einziger Parlamentssitz sichert ihnen die Mehrheit.

Den Ausschlag dafür gab unter anderem, dass die Grünen viele Stimmen von der CDU gewinnen konnten. Entsprechend selbstbewusst fordern sie nun "Verhandlungen auf Augenhöhe". Anja Piel, die als eine von zwei Spitzenkandidaten in den Wahlkampf zog, betonte aber: "Wir wissen, dass das eine sehr knappe Mehrheit ist. Das ist auch eine Herausforderung, der wir uns stellen werden." Bei den nun anstehenden rot-grünen Koalitionsverhandlungen ist der gemeinsame Nenner groß: Bei der Verbesserung der frühkindlichen Bildung gibt es genauso Konsens wie bei der Abschaffung der Studiengebühren. "Knackpunkte könnte es geben bei unseren Vorstellungen, wie wir uns die Agrarwende vorstellen", sagte Piel. Auch beim Straßenbau und anderen Infrastrukturmaßnahmen könnte es haken. Erst zum Schluss soll es um die Postenverteilung gehen.

"Ich freue mich auf fünf Jahre mit Rot-Grün", sagte Weil in der Wahlnacht. Vor seinen lautstark feiernden Anhängern setzte der bekennende Fußballfan von Hannover 96 in ungewohntem Überschwang zur La-Ola-Welle an. Der SPD-Mann präsentiert sich sonst gern als bürgernah, sachlich und pragmatisch. Seit November 2006 war der in Hamburg geborene Jurist Oberbürgermeister in Hannover, nachdem er zuvor als Kämmerer die Finanzen der Stadt verwaltet hatte. Zwar genoss der feingeistig wirkende Weil in der Landeshauptstadt einen guten Ruf, doch außerhalb der Stadtgrenzen galt es ihn erst noch aufzubauen.

Dank eines aus Berlin angereisten Medientrainers hat er im Wahlkampf schnell gelernt, vor den Kameras weniger verkrampft aufzutreten als früher - auch wenn seine demonstrative Fröhlichkeit oft noch ein wenig aufgesetzt wirkte. Seine Popularität im Land lag in Umfragen chronisch hinter der des CDU-Spitzenkandidaten und Ministerpräsidenten David McAllister. "Ganz am Ende zählt nur eins: Wer stellt die Regierung", meinte er stets. Diese Rechnung ging auf.

Der erfahrene Kommunalpolitiker hat vor dem Wechsel ins Rathaus als Anwalt, Richter, Staatsanwalt und im Justizministerium gearbeitet. SPD-Mitglied ist der mit einer Akademikerin verheiratete Vater eines Sohnes seit mehr als drei Jahrzehnten. Weil fehlt das oft als machohaft beschriebene Auftreten seines Vorbilds und Förderers Gerhard Schröder - es liegt ihm einfach nicht. Der Altkanzler hat ihm dennoch eine bundespolitische Karriere vorausgesagt.

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