Ein mysteriöser Seelenfänger und Hetzer im Auftrag des IS

Berlin · Die Ermittler haben Abu Walaa, Chefideologe des IS in Deutschland, beobachtet. Als „Scheich von Hildesheim“ führte er ein unauffälliges Leben.

Abdulaziz Abdullah A. (32) gehört schon seit einigen Jahren zu den einflussreichsten Predigern der radikalen deutschen Salafisten-Szene. Der hessische Verfassungsschutz sah den Iraker bereits 2012 als zentrale Figur eines größeren "Missionierungsnetzwerks". Der gefährliche Seelenfänger soll sich bei seinen Aktivitäten in Hildesheim, Hessen und Nordrhein-Westfalen nicht darauf beschränkt haben, Menschen zum Beten zu motivieren. Er steht auch im Verdacht, Kämpfer für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) rekrutiert zu haben.

Der Prediger wird von seinen Anhängern Abu Walaa genannt. Bekannt ist er auch als "Scheich von Hildesheim". Denn er trägt stets arabische Gewänder, einen langen dunklen Bart und bedeckt sein Haar mit einer Art Turban. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden hat er mindestens zwei Ehefrauen und mehrere Kinder. Über seine genaue Herkunft ist nichts bekannt. Bei der Produktion seiner Videos, die er über soziale Netzwerke wie Youtube verbreitet, achtet Abu Walaa darauf, dass man sein Gesicht nicht sehen kann. Er lässt sich bei seinen "Belehrungen" mit erhobenem Zeigefinger von hinten filmen, von der Seite, oder er zeigt nur seinen Oberkörper.

Dabei hetzt er nicht nur gegen sogenannte Ungläubige. Immer wieder zieht er auch über andere Salafisten-Prediger her. Zu seinen Lieblingsopfern gehörte zuletzt der Deutsche Pierre Vogel , der sich vom IS distanziert hatte. In einem seiner Videos sagt Abu Walaa: "Die Umma (islamische Nation) leidet so stark und wird von allen Ländern bekämpft." Gleichzeitig strebten die Muslime "noch mehr auseinander" und verbreiteten Hass. "Manche sogar sind bereit mit den Kuffar (Ungläubige) zusammenzuarbeiten", heißt es in dem Video, in dem Bilder von Vogel gezeigt werden, weiter. Auch vor den Lehren des Berliner Imams Abdul Adhim Kamouss, der 2014 nach einem Auftritt in der Sendung von Günther Jauch bundesweit als "Quassel-Imam" bekannt wurde, warnte der Iraker in holprigem Deutsch.

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