Ein Muster an Fleiß und Kontinuität

London. Das schafft kein Diktator und kein Partei-Apparatschik, keine Militär-Junta und schon gar kein Bundespräsident: 60 Jahre lang wird das britische Staatsoberhaupt bald im Amt sein. Und das auch noch praktisch unangefochten und vollkommen krisenfest. Wenn Queen Elizabeth II. heute den 60

 Nach ihrer Krönung winkt Queen Elizabeth zusammen mit ihrem Mann Philip vom Balkon des Buckingham-Palastes. Foto: dpa

Nach ihrer Krönung winkt Queen Elizabeth zusammen mit ihrem Mann Philip vom Balkon des Buckingham-Palastes. Foto: dpa

London. Das schafft kein Diktator und kein Partei-Apparatschik, keine Militär-Junta und schon gar kein Bundespräsident: 60 Jahre lang wird das britische Staatsoberhaupt bald im Amt sein. Und das auch noch praktisch unangefochten und vollkommen krisenfest. Wenn Queen Elizabeth II. heute den 60. Jahrestag ihrer Thronbesteigung begeht, ist die kleine Frau mit den pastellfarbenen Kostümen auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Popularität angekommen. Inzwischen 85 Jahre alt, ist die Queen in Großbritannien und weltweit zur Kultfigur gereift. Nach dem thailändischen König Bhumibol ist sie die Nummer zwei der dienstältesten aktiven Monarchen der Welt. "Kontinuität" ist das Wort, das den meisten Briten über die Lippen kommt, wenn sie über ihre Königin reden.Noch vor zehn Jahren war die Hälfte der Menschen im Vereinigten Königreich für die Abschaffung der Monarchie. Für einen solchen Vorschlag kann sich heute noch höchstens ein Drittel erwärmen. "Lilibet" hat dem Nachkriegs-England ihren Stempel aufgedrückt - ein neues elisabethanisches Zeitalter begründet. Wenn sie gesund bleibt, wird sie in gut drei Jahren ihre Ururgroßmutter Victoria überholen und die längste regierende Königin Großbritanniens aller Zeiten werden.

Die Queen hat es geschafft, die altbackene, 1000 Jahre alte Monarchie als Staatsform ins 21. Jahrhundert zu führen - so modern wie nötig, so konservativ wie möglich. "Wandel zum Machterhalt" heißt dieses Prinzip. Heute kolportiert der Palast, die Königin arbeite am Laptop und verbreite ihre Botschaften über Facebook und Twitter. Niemand außerhalb des Buckingham-Palastes weiß, wie viel davon PR-Strategie ist.

Die Königin, die Pferde liebt und bodenständige Küche schätzt, ist zur einen Hälfte eine gesellschaftliche Figur. Die britische Boulevardjournaille stürzt sich auf alles, was die Monarchin und ihre Familie öffentlich und auch privat so treiben. Zum anderen Teil ist Elizabeth politisches Oberhaupt von 16 Staaten - neben dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland auch noch die sogenannten Realms - von Kanada bis Tuvalu.

Elizabeths Erfolg in der Politik, so sagen viele, hängt vor allem an zwei Kriterien. Erstens: Sie hat praktisch nichts zu sagen. Die alljährliche Thronrede wird in der Downing Street geschrieben, Staatsbesuche muss sie sich von der Regierung genehmigen lassen. Nicht einmal darüber, wen sie zum Ritter schlägt, darf sie selbst bestimmen.

Zweites Kriterium: Sie lässt sich nichts nachsagen. Die Queen arbeitet viel. Täglich nimmt sie sich noch heute drei Stunden, um die "Red Boxes", Aktenkoffer mit Regierungsunterlagen der Downing Street, durchzuarbeiten, wie der BBC-Journalist Andrew Marr in seinem Buch "The Diamond Queen" festhält. Sie prasst nicht und geht mit den ihr anvertrauten Steuermillionen sparsam um. Die vielen Queen-Biografen kamen oft zu dem Schluss: "Wer mit ihr zu tun hatte, hält sie für einen Menschen mit Urteilskraft und Scharfsinn." Jede Woche einmal lässt sich die Monarchin vom Premierminister beim Vier-Augen-Termin über die aktuelle Lage unterrichten, nie soll sie unvorbereitet sein, wenn der Regierungschef kommt. Über den Inhalt der Gespräche ist noch niemals ein Wort aus den Palastmauern hinaus gedrungen.

Bei aller Geheimhaltung gilt als sicher: Politische Prinzipien verfolgt die Queen sehr wohl. Eines ihrer dringlichsten Anliegen ist der Zusammenhalt des Commonwealth, jenes losen Staatenbundes aus 54 Ländern, der dem einstigen britischen Empire nachfolgte. Ihr Ehemann, Prinz Philip, bezeichnete seine Frau deshalb einmal als "Psychotherapeutin des Commonwealth".

Schon als Prinzessin war die junge Elizabeth das Pflichtbewusstsein in Person. Als ihr Onkel Edward VIII. noch vor seiner Krönung wegen einer Frauengeschichte vom Thron stieg und ihr Vater als Georg VI. zum König proklamiert wurde, war es geschehen: Elizabeth war in Ermangelung eines Bruders die Thronfolgerin. Vom Tod ihres Vaters erfuhr sie in einem Baumhaus während eines Urlaubs in Kenia - am 6. Februar 1952. Sie flog sofort zurück nach London. Ein gutes Jahr später wurde sie gekrönt.

Hintergrund

Ein königlicher Salut von 41 Kanonenschüssen im Hyde Park markiert heute das 60. Thronjubiläum der Queen. Die eigentlichen Feierlichkeiten beginnen aber erst Ende März. Am 29. März starten die Queen und Prinz Philip ihre große Rundreise zu allen Winkeln des Königreichs. In die "anderen Reiche und Territorien" reisen jedoch die Kinder und Enkel. Vom 10. bis 13. Mai findet das erste Hauptspektakel mit einem internationalen Pferde- und Reiterfestival auf Schloss Windsor statt. Vom 2. bis 5. Juni bekommen die Untertanen ein extralanges Wochenende geschenkt, an dem sie bei Straßen-Partys, einem Festival auf der Themse und einem Konzert im Buckingham-Palast auf das Wohl ihrer Monarchin anstoßen können. Die Festlichkeiten enden offiziell am 5. Juni mit einem großen Dankgottesdienst und einer Fahrt mit der goldenen Staatskutsche durch London. bbr

Auf einen Blick

Wussten Sie schon? Fakten zur Queen:

Zwölf Premierminister haben ihr gedient.

Autofahren lernte sie 1945 beim Dienst in den Streitkräften.

Sie mag Tiere, vor allem Pferde und Hunde.

Ihre Grüße an die Astronauten der Apollo-11-Mission wurden 1969 auf Mikrofilm gebannt und in einem Metall-Container auf dem Mond hinterlassen.

Sie besitzt eine Goldene Schallplatte. Die CD "Party At The Palace" mit Lieblingsstücken der Königin verkaufte sich in der ersten Woche mehr als 100 000 Mal.

Treueeide und die Nationalhymne gelten ihr, nicht dem Staat.

 Die Queen 1963 hoch zu Ross, nachdem sie eine Truppenparade abgenommen hat. Foto: dpa

Die Queen 1963 hoch zu Ross, nachdem sie eine Truppenparade abgenommen hat. Foto: dpa

 Bad in der Menge: Elizabeth bei einem Besuch bei der britischen Luftwaffe. Foto: dpa

Bad in der Menge: Elizabeth bei einem Besuch bei der britischen Luftwaffe. Foto: dpa

 Nach ihrer Krönung winkt Queen Elizabeth zusammen mit ihrem Mann Philip vom Balkon des Buckingham-Palastes. Foto: dpa

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 Die Queen 1963 hoch zu Ross, nachdem sie eine Truppenparade abgenommen hat. Foto: dpa

Die Queen 1963 hoch zu Ross, nachdem sie eine Truppenparade abgenommen hat. Foto: dpa

 Bad in der Menge: Elizabeth bei einem Besuch bei der britischen Luftwaffe. Foto: dpa

Bad in der Menge: Elizabeth bei einem Besuch bei der britischen Luftwaffe. Foto: dpa

Die Queen feiert zweimal im Jahr Geburtstag. An ihrem tatsächlichen Geburtstag am 21. April und an einem Samstag im Juni - weil dann das Wetter meist schöner ist. dpa

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