Ein Mann will nach oben

Paris · Manuel Valls lässt seit Monaten keine Zweifel daran, dass er hoch hinaus will. Einen großen Schritt dorthin hat er nun gemacht. Der angeschlagene Präsident Hollande befördert ihn nun vom Innenminister zum Regierungschef.

Vergleichsweise jung, smart und nicht gerade links: Mit Manuel Valls macht Frankreichs Präsident François Hollande nach Medienberichten den beliebtesten Politiker aus seinem Regierungsteam zum Premierminister. Der 51-Jährige steht für den rechten und wirtschaftsfreundlichen Flügel seiner Partei. In der Vergangenheit gab er offen zu, dass er sozialistische Errungenschaften wie die 35-Stunden-Woche oder die Rente mit 60 für nicht zukunftsfähig hält. Hollande ernannte ihn nach seinem Wahlsieg 2012 dennoch zum Innenminister - zweifelsohne war dies auch ein Dankeschön dafür, dass Valls ihn im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt hatte.

Seine Chance hat Valls genutzt. Seit Monaten ist er der beliebteste französische Regierungspolitiker - weit vor Hollande und dem bisherigen Premierminister Jean-Marc Ayrault. Im Sommer ergab eine Befragung sogar, dass sich jede fünfte Französin zwischen 20 und 40 Jahren eine heiße Affäre mit Valls vorstellen könnte.

Klatschmagazine lieben ihn für seine eleganten Auftritte und weisen immer wieder auf seine spanischen Wurzeln hin. Er kam 1962 als Sohn eines katalanischen Malers in Barcelona auf die Welt und wurde erst zwei Jahrzehnte später Franzose. Privat lebt er heute in zweiter Ehe mit der bekannten Geigerin Anne Gravoin zusammen - auch ein Glamour-Faktor. Aus erster Ehe hat er vier Kinder. Für Aufsehen als Innenminister sorgte Valls vor allem mit seinem harten Kurs gegen illegal im Land lebende Ausländer. In einem Interview sagte er beispielsweise, Roma hätten extrem andere Lebensweisen und nur eine Minderheit wolle sich integrieren. Es sei besser, wenn sie nach Rumänien oder Bulgarien zurückkehrten.

Die Anti-Rassismus-Vereinigung Mrap erstattete Anzeige wegen des Interviews und kritisierte, solche Äußerungen seien beleidigend und provozierten Gewalt, Hass und Diskriminierung. Die Worte waren auch von Parteifreunden kritisiert worden. In großen Teilen der Bevölkerung kamen sie aber nach Umfragen gut an. So setzte sich Valls auch durch, als es im vergangenen Herbst heftige Schüler- und Studentenproteste gegen die Abschiebung einer Roma-Familie in das Kosovo gab. Nur eine Jugendliche bekam ein Rückkehr-Angebot. Für Ärger hatte die Abschiebung vor allem gesorgt, weil die Polizei das Mädchen bei einem Schulausflug abgeholt hatte.

Sollte Hollande 2017 nicht erneut antreten, gilt Valls als heißer Anwärter für die Präsidentschaftskandidatur der Sozialisten. Er war bereits 2011 bei den Vorwahlen der Partei angetreten, hatte damals aber wegen seines pragmatischen und wirtschaftsfreundlichen Kurses keine Chance.

Nach dem kommunalen Wahldebakel für François Hollande hatten gestern die sozialistischen Linken und Grünen lautstark eine Politikwende gefordert. Die an der Regierung beteiligten Grünen, die gestärkt aus der Kommunalwahl hervorgingen, kündigten an, dass es für Hollandes "Verantwortungspakt", der Milliarden-Entlastungen für Unternehmer bringen soll, keine Mehrheit im Parlament geben werde.

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HintergrundSaar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat sich nach der Wahlschlappe für den rechten Front National (FN) in Forbach erleichtert gezeigt. "Die Wählerinnen und Wähler in Forbach haben eine kluge Entscheidung getroffen", sagte sie. Dass der FN die Bürgermeisterwahl verloren habe, sei "ein gutes Signal für unsere Region". Peter Gillo (SPD), Direktor des Regionalverbands Saarbrücken, äußerte sich ähnlich: "Ich bin sehr erleichtert, dass sich in Forbach die nationalistischen Parolen nicht durchgesetzt haben. Speziell in unserer Region brauchen wir eine grenzüberschreitende Perspektive und dringend europäisches Denken." dpa/tho

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