Sexuelle Belästigung Ein halbes Jahr MeToo hat viel verändert – weltweit

Berlin (dpa) Vor sechs Monaten schrieben zwei Journalistinnen für die „New York Times“ einen Artikel über Medienmogul Harvey Weinstein – der Beginn eines Skandals und einer weltweiten Debatte über Missbrauch und Sexismus. Die größten Schauplätze im Überblick:

USA: In dem Artikel vom Oktober 2017 warfen prominente US-Schauspielerinnen Weinstein sexuelle Übergriffe bis zu Vergewaltigung vor. Weitere Frauen schlossen sich an, inzwischen sind es mehr als 80. Der Filmproduzent, der die Vergewaltigungsvorwürfe bestreitet, soll sich derzeit in Therapie befinden. Seine Frau ließ sich scheiden, seine Filmfirma geriet in Insolvenz und entließ ihn. Ob es zum Prozess gegen ihn kommt, ist unklar. Die Enthüllungen lösten die MeToo-Debatte und die Kampagne „TimesUp“ aus – eine weltweite Bewegung, bei der Hunderttausende Betroffene über eigene Erfahrungen berichten. Von der Filmindustrie drang die Debatte in viele weitere Branchen vor.

GROßBRITANNIEN: Belästigungsvorwürfe erschütterten die Politik, führten zu Rücktritten von Regierungsmitgliedern. Auch auf die ­Film-, Musik- und Modebranche sprang MeeToo über. Fast 200 Schauspielerinnen gründeten eine Initiative. Am Londoner Old Vic Theater soll US-Schauspieler Kevin Spacey in seiner Zeit als künstlerischer Direktor mindestens 20 Männer belästigt haben. Die Hilfsorganisation Oxfam räumte Missbrauchsfälle durch Mitarbeiter in Krisengebieten ein.

DEUTSCHLAND: Das einzige mediale Erdbeben gab es nach den „Zeit“-Berichten mit schweren Vorwürfen gegen den Produzenten Dieter Wedel. Er bestreitet sie im Kern. Es war der einzige prominente MeeToo-Fall. Wedel verlor seinen Job als Leiter der Bad Hersfelder Festspiele. Die Justiz ermittelt. In der Filmbranche gab es Konsequenzen. Bündnisse setzen sich gegen Sexismus ein, es soll eine Anlaufstelle für Betroffene geben.

ÖSTERREICH: Die MeToo-Debatte schlug vor allem im Skisport Wellen. Mehrere Sportlerinnen berichteten – zum Teil anonym – von sexuellen Übergriffen. Der Österreichische Skiverband ist aufgrund seiner zögerlichen Reaktion medial stark unter Druck geraten. Eine Experten-Kommission soll die Vorwürfe nun klären. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Innsbruck.

Auch in anderen Ländern hatte die MeeToo-Bewegung Folgen. In Schweden brachte die Regierung am Ende ein Gesetz auf den Weg, demzufolge beim Sex beide Partner ausdrücklich und erkennbar einverstanden sein müssen. In Indien führten Frauen eine nie dagewesene offene Debatte über Sexismus.

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