Ein guter Tag für Pflegeheime im Saarland

Der Pflegebeauftragte des Landes, Jürgen Bender, hatte schon vor Wochen eine einfache Erklärung für das, was am Mittwoch eingetreten ist. Der pensionierte Sozialrichter sagte eine Personalaufstockung in den Altenheimen voraus, schließlich sei die Sensibilität bei dem Thema gewachsen – „vielleicht auch deshalb, weil Politiker merken, sie werden selbst alt oder ihre Eltern werden alt, und sie fragen sich: Wie geht es dann weiter?“ Am Mittwoch leistete die Politik in Saarbrücken und Berlin jedenfalls ihren Anteil, dass es zu einem bemerkenswerten Personalanstieg in den saarländischen Altenheimen kommen wird.

Die rund 140 Einrichtungen können mit 600 bis 650 zusätzlichen Mitarbeitern rechnen, was einem Plus von bis zu 17 Prozent entspricht.

Zuerst einigten sich am Mittwoch die saarländischen Altenheime nach monatelangen Verhandlungen mit Pflegekassen und Landkreisen (Träger der Sozialhilfe) auf zehn Prozent mehr Personal bis Ende 2016. Bei 3500 Stellen in den Heimen macht das rund 350 zusätzliche Stellen für die Pflege der 12 000 Bewohner. Besonders profitieren sollen Einrichtungen mit vielen Senioren in den Pflegestufen 0 und 1. "Dies ist ein gutes Ergebnis für die Pflege im Saarland", sagte der Vorsitzende der Pflegegesellschaft, Harald Kilian. Mindestens die Hälfte des Personals müssen laut Gesetz examinierte Pflegefachkräfte mit dreijähriger Ausbildung sein, die übrigen Mitarbeiter können auch angelernte Helfer sein.

Fast zeitgleich berichtete Sozialminister Andreas Storm (CDU), dass aus dem Pflegereformpaket der Bundesregierung im Saarland rund 250 bis 300 zusätzliche Betreuer finanziert werden sollen - ihre Zahl würde sich damit verdoppeln. Diese angelernten Kräfte, die von den Kassen bezahlt werden, kümmern sich nicht um die Grundpflege wie Körperpflege oder Ernährung, sondern lesen pflegebedürftigen Menschen zum Beispiel aus der Zeitung vor, lösen mit ihnen Kreuzworträtsel oder musizieren. Bislang sind diese Mitarbeiter nur zur Unterstützung demenzkranker Heimbewohner im Einsatz; künftig sollen sie sich um alle Bewohner kümmern. "Damit gibt es eine deutliche Entlastung und Verbesserung sowohl für die Pflegebedürftigen als auch für alle in der Altenpflege Tätigen", sagte Storm.

Die zukünftigen Pflegefachkräfte sind bereits in der Ausbildung. In den vergangenen drei Jahren hat sich die Zahl der Pflegeschüler auf 600 verdreifacht. Ein Grund für die hohe Ausbildungsbereitschaft: Seit 2011 werden die Ausbildungskosten in der Pflege auf alle Heimträger umgelegt, ob sie selbst ausbilden oder nicht. Für einen Heimbetreiber ist es also attraktiv, Nachwuchs zu beschäftigen - denn zahlen muss er so oder so. Die deutliche Aufstockung der Ausbildungskapazitäten war möglich, weil sich nach Kilians Angaben eine weitere Verbesserung des Personalschlüssels in den Verhandlungen zwischen Heimträgern, Kassen und Landkreisen schon vor Jahren abgezeichnet hatte. 2010 einigten sich die Verhandlungspartner zwar "nur" auf einen Anstieg um fünf Prozent, doch schon damals sei klar gewesen, dass dies nicht ausreichen werde, sagt Kilian. Die Gewerkschaft Verdi spricht gar von einem "Pflegenotstand".

Die Landkreise, die als Sozialhilfeträger immer dann einspringen, wenn ein Bewohner oder ein Angehöriger die Heimkosten nicht zahlen kann, tragen den aktuellen Kompromiss mit. Sie werden sich das Geld aber über die Kreisumlage bei den Gemeinden holen müssen. Auch in den Landratsämtern ist seit Jahren unstrittig, dass mehr Personal in den Heimen nötig ist. Das wird nun umgesetzt. Die Altenheime wollen sich jetzt auf die Verbesserung der Qualität in der Pflege kümmern. "Wir werden auf Landesebene mit Sicherheit keine neuen Forderungen nach mehr Personal erheben", sagt Kilian.

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