Ein bisschen Promi-Glanz fällt auf die Wahl

Auf Paradiesvögel wird diesmal verzichtet. Vor allem von Unionsseite. Der CSU steckt die Blamage von 2004 noch in den Knochen, als ihre Wahlfrau Fürstin Gloria von Thurn und Taxis Gesine Schwan um den Hals fiel. Damals sollte die ehemalige Punk-Adlige bei der Wahl des Bundespräsidenten eigentlich Horst Köhler wählen, doch sie gab ihre Stimme einfach der SPD-Kandidatin

Auf Paradiesvögel wird diesmal verzichtet. Vor allem von Unionsseite. Der CSU steckt die Blamage von 2004 noch in den Knochen, als ihre Wahlfrau Fürstin Gloria von Thurn und Taxis Gesine Schwan um den Hals fiel. Damals sollte die ehemalige Punk-Adlige bei der Wahl des Bundespräsidenten eigentlich Horst Köhler wählen, doch sie gab ihre Stimme einfach der SPD-Kandidatin. "Nie wieder", heißt es heute noch in der CSU. Fünf Jahre später werden die Christsozialen daher als einzige Nicht-Politikerin Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden, in die Bundesversammlung am 23. Mai entsenden. Andere indes wollen nicht völlig auf ein bisschen Promi-Glanz verzichten. So wie die Bayern-SPD: Sie schickt die Kanzlergattin außer Dienst, Doris Schröder-Köpf, nach Berlin. Ehemann Gerhard wird mit den Worten zitiert: "An diesem Tag betreue ich die Kinder." Es kann sein, dass sich der frühere Kanzler dafür viel Zeit freischaufeln muss: Denn sollten angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung tatsächlich drei Wahlgänge notwendig werden, rechnet die Bundestagsverwaltung mit fast acht Stunden Sitzung - pro Wahlgang zweieinhalb Stunden, weil jeder Wählende einzeln aufgerufen wird. Und vermutlich wird Schröder auch schon die Kinder hüten müssen, wenn seine Gattin wie die meisten der 1224 Wahlmänner und -frauen am Vorabend der Wahl anreisen sollte. Freitag finden nämlich Vorbereitungstreffen und zahlreiche Feste statt. Beginn der Bundesversammlung am Samstag ist dann sicherheitshalber erst um 13 Uhr. In diesem Jahr tritt der amtierende Präsident Köhler erneut gegen Schwan an, und die Linke schickt den Ex-"Tatort-Kommissar" Peter Sodann ins Rennen. Wer bei wem sein Kreuzchen macht, wird nicht nachprüfbar sein. Und gerade weil es knapp werden wird, haben sich die Parteien genau überlegt, wen sie zur Wahl entsenden. Besonders gut wollte es die CDU im Ländle mit dem Versuch machen, größte Bedeutung mit größter Zuverlässigkeit zu verbinden: Sie nominierte den Amtsinhaber einfach selbst. Köhler lehnte dankend ab. Jetzt dürfen die frühere Boxweltmeisterin Regina Halmich, Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und der Sternekoch Harald Wohlfahrt als Nicht-Politiker für die Südwest-CDU wählen. Die Grünen schicken die Schauspielerin Jasmin Tabatabai in die Bundesversammlung. Handball-Bundestrainer Heiner Brand wird von der nordrhein-westfälischen SPD nach Berlin entsandt, um Gesine Schwan zu wählen. Die sächsischen Genossen setzten auf Sebastian Krumbiegel, den Frontmann der Band "Die Prinzen". Und die Berliner Sozialdemokraten haben die Autorin Inge Deutschkron auf ihre Liste gesetzt, während die CDU mit der Verlegerin Friede Springer gewiss eine zuverlässige Köhler-Wählerin ausgesucht hat. Auch die Linke wird auf den Promifaktor nicht gänzlich verzichten: Uwe Steinle, bekannt aus dem "Polizeiruf 110", soll Peter Sodann seine Stimme geben - sozusagen von TV-Kommissar zu TV-Kommissar. Mit etwas Sorge blickt die Bundestagsverwaltung übrigens darauf, dass am 23. Mai noch ein anderes, wichtiges Ereignis stattfindet: Der letzte Spieltag der Fußballbundesliga. Ist bis dahin die Meisterschaft noch nicht entschieden, könnte der ein oder andere Wahlmann abgelenkt sein.

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