"Ein beispielloser Fall von Verbrauchertäuschung"

Frau Ministerin, wie groß wird der Skandal noch werden?Aigner: In Deutschland und anderen EU-Staaten laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Wir haben es offenbar mit einem bislang beispiellosen Fall von Verbrauchertäuschung zu tun. Gegenwärtig sind die Dimensionen schwer abzuschätzen. Die Untersuchungen in den hauptsächlich betroffenen EU-Staaten laufen unter Hochdruck

 Verbraucherschutzministerin Aigner spricht sich für Tests von Fertiggerichten aus. Foto: dpa

Verbraucherschutzministerin Aigner spricht sich für Tests von Fertiggerichten aus. Foto: dpa

Frau Ministerin, wie groß wird der Skandal noch werden?

Aigner: In Deutschland und anderen EU-Staaten laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Wir haben es offenbar mit einem bislang beispiellosen Fall von Verbrauchertäuschung zu tun. Gegenwärtig sind die Dimensionen schwer abzuschätzen. Die Untersuchungen in den hauptsächlich betroffenen EU-Staaten laufen unter Hochdruck. Jetzt müssen alle Fakten auf den Tisch, damit möglichst schnell Klarheit herrscht. Ich unterstütze den EU-weiten Aktionsplan, denn um das tatsächliche Ausmaß erfassen zu können, brauchen wir ein europaweit einheitliches Vorgehen. Alle EU-Mitgliedstaaten müssen in einem breit angelegten Screening vor allem tiefgefrorene Fertiggerichte testen. DNA-Tests sind zwar aufwändig, aber sie sind das richtige Instrument.

Wie hoch schätzen Sie eine mögliche Gesundheitsgefährdung für den Verbraucher ein?

Aigner: Bisher gibt es für Deutschland keine Hinweise auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung, doch auch hier müssen die zuständigen Lebensmittelkontrollbehörden der Länder wachsam bleiben. Bei den deutschen Überwachungsbehörden, aber auch bei den betroffenen Unternehmen sind umfangreiche Recherchen und Analysen angelaufen. Wichtig ist, dass alle falsch gekennzeichneten Produkte schnell vom Markt genommen und Proben in den Labors gründlich untersucht werden, auch auf Arzneimittelrückstände.

Welche Konsequenzen müssen jetzt Ihrer Meinung nach aus dem neuen Lebensmittelskandal gezogen werden?

Aigner: Die Vorgänge müssen schnell und lückenlos aufgeklärt werden! Es ist gut, dass die EU-Kommission ein konzertiertes Kontrollprogramm in allen 27 Mitgliedstaaten unterstützt. Es erhärtet sich der Verdacht, dass in diesem Betrugsfall mit krimineller Energie vorgegangen wurde. Deshalb ist dieser Skandal nicht nur ein Fall für die Lebensmittelbehörden, sondern eindeutig auch ein Fall für Polizei und Justiz. Ich denke, wir brauchen daher auch bei den europäischen Ermittlungsbehörden ein konzertiertes Vorgehen. Europol kann helfen, Licht ins Dunkel zu bringen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort