Ein Anruf als Weg aus der Gewalt

Berlin. Für viele Frauen in Deutschland gehören Drohungen, Übergriffe und rohe Gewalt zum Alltag. Die Statistik ist erschreckend: 40 Prozent aller Frauen in Deutschland erfahren mindestens einmal im Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. Und nur jede Fünfte, die bedrängt, belästigt, bedroht oder geschlagen wird, findet auch den Weg zu geeigneten Hilfestellen

Berlin. Für viele Frauen in Deutschland gehören Drohungen, Übergriffe und rohe Gewalt zum Alltag. Die Statistik ist erschreckend: 40 Prozent aller Frauen in Deutschland erfahren mindestens einmal im Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. Und nur jede Fünfte, die bedrängt, belästigt, bedroht oder geschlagen wird, findet auch den Weg zu geeigneten Hilfestellen. Ein bundesweites Sorgentelefon soll nun mehr Opfern helfen, nach solch schlimmen Erfahrungen den Neuanfang zu meistern. Wer künftig die kostenlose Nummer (0 80 00) 11 60 16 anruft, soll rund um die Uhr Rat und Beistand für alle Formen des Übergriffs erhalten - ganz gleich ob häusliche Gewalt, Stalking, Cybermobbing oder die unterschwellige sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. "Für viele Frauen kann ein solcher Anruf der erste Schritt zurück in ein selbstbestimmtes Leben sein", sagte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) gestern bei der Präsentation des neuen Hilfetelefons. Fünf Millionen Euro stellt ihr Ministerium dieses Jahr für die Hotline bereit, sechs Millionen Euro sollen es 2014 sein.

Insgesamt 60 Expertinnen suchen in einer bundesweiten Datenbank nach passenden Hilfsangeboten vor Ort. Dolmetscherinnen für 15 Sprachen stehen für Migrantinnen zur Verfügung, die häufiger betroffen sind als Deutsche. Gerade von dieser Lotsenfunktion erhoffen sich die Macher einen Erfolg, denn die Fülle an Beratungsangeboten ist kaum zu überblicken. Es gibt Angebote für Vergewaltigte, für russische und muslimische Frauen, für Pflegebedürftige oder Mütter mit Kindern. Deshalb gebe es "keine Patentlösungen, keine vorgefertigten Standardantworten und keine festgeschriebenen Wege", sagt die Leiterin des Hilfetelefons, Petra Söchting.

Doch eine Hotline allein löst das Problem nicht, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrates, Mona Küppers. "Allein in Deutschland suchen rund 40 000 Frauen jährlich mit ihren Kindern Zuflucht in Frauenhäusern." Diese müssten deshalb angemessen finanziert werden. In diesen Einrichtungen helfen meist ehrenamtliche Mitarbeiter den Betroffenen, Anzeige zu erstatten oder bei familienrechtlichen Fragen. Heike Ritterbusch vom Vierten Frauenhaus Cocon in Berlin pflichtet Küppers bei. Die Berliner Häuser hätten kaum noch Plätze frei, immer wieder müssten sie Frauen abweisen. Die neue Hotline könnte dieses Problem noch verstärken, sagt Ritterbusch. "Das könnte sich wirklich so entwickeln, dass die Anzahl der Frauen, die wir nicht aufnehmen können, noch größer wird." dpa

Foto: Kahnert/dpa

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