Druck auf ZDF nach Unfall bei "Wetten dass . . ?"

Düsseldorf/Mainz. Nach dem schweren Unfall in der ZDF-Show "Wetten dass . . ?" mit möglicherweise bleibenden Schäden für einen Kandidaten ist eine Debatte über die Grenzen der Quoten-Jagd im Fernsehen entbrannt

Düsseldorf/Mainz. Nach dem schweren Unfall in der ZDF-Show "Wetten dass . . ?" mit möglicherweise bleibenden Schäden für einen Kandidaten ist eine Debatte über die Grenzen der Quoten-Jagd im Fernsehen entbrannt. Der ZDF-Verwaltungsratschef und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) stellte die Frage, wann "die Grenzen des Verantwortbaren überschritten" werden. "Und natürlich müssen wir auch über die Themen Nervenkitzel, Waghalsigkeit und Quote reden", sagte Beck der Zeitung "Die Welt". Die Grünen-Medienpolitikerin Tabea Rößner warnte vor einem gefährlichen Buhlen um Fernsehzuschauer. Sie appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Fernsehmacher, "im Kampf um bessere Quoten das Maß nicht zu verlieren". Würde und Schutz des Menschen dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden.

"Wetten dass . . ?"-Moderator Thomas Gottschalk (Foto: dpa) wies in der "Süddeutschen Zeitung" den Eindruck zurück, im Quoten-Kampf die Kandidaten in Gefahr zu bringen. Riskante Wetten seien ein Teil des Programms. Die TV-Show "Wetten dass . . ?", über Jahre Quotengarant des ZDF, hatte zuletzt Marktanteile am Samstagabend eingebüßt.

Der Zustand des verunglückten Samuel Koch war gestern nach rund zweieinhalbstündiger Operation sehr kritisch. Er liege im künstlichen Koma, sagte der ärztliche Direktor der Uniklinik Düsseldorf, Wolfgang Raab. Der 23-Jährige habe eine komplexe Verletzung an der Halswirbelsäule. Das Rückenmark sei verletzt. Koch hatte am Samstagabend in der Düsseldorfer Rheinhalle gewettet, mit Hilfe von Federbeinen über fünf fahrende Autos zu springen. Dafür schnallte er sich diese Art von Sprungfedern unter die Füße. Der Salto-Sprung gelang ihm bei zwei Wagen. Danach streifte er ein von seinem Vater gesteuertes Auto, geriet ins Trudeln und prallte mit voller Wucht auf den Boden, wo er regungslos liegen blieb. Das ZDF brach die Übertragung ab - erstmals in der Geschichte der beliebten Sendung. Die Unglücksshow hatte mit 8,13 Millionen Zuschauern einen besonders hohen Marktanteil von 25,6 Prozent.

Der Medienexperte Christoph Neuberger warnte gestern aber davor, von einer Tendenz zu immer spektakuläreren Event-Shows zu sprechen, auch wenn es einen "gewissen Druck durch das Schielen auf Zuschauerquoten" gebe. und Meinung afp/dpa

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