Druck auf Guttenberg nach Vorfällen bei Bundeswehr

Berlin/Ushuaia. Eine angebliche Meuterei auf der "Gorch Fock", mögliche Vertuschung im Fall eines erschossenen Soldaten und keine Spur im Skandal um geöffnete Feldpost - in der Bundeswehr reiht sich Affäre an Affäre. Das Segelschulschiff "Gorch Fock" legte gestern im argentinischen Hafen Ushuaia an

Berlin/Ushuaia. Eine angebliche Meuterei auf der "Gorch Fock", mögliche Vertuschung im Fall eines erschossenen Soldaten und keine Spur im Skandal um geöffnete Feldpost - in der Bundeswehr reiht sich Affäre an Affäre. Das Segelschulschiff "Gorch Fock" legte gestern im argentinischen Hafen Ushuaia an. Dort wird die Besatzung ein Team von Marine-Ermittlern, das noch zusammengestellt werden muss, an Bord nehmen. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, Foto: dpa) sicherte "rückhaltlose Aufklärung" der Affäre zu. Sie geht auf den Tod einer 25-jährigen Offiziersanwärterin vom November 2010 zurück. Sie war damals aus der Takelage des Segelschiffes gestürzt. Gegen vier ihrer Kadetten steht der Vorwurf der Meuterei im Raum. Die trauernden Kameraden sollen gedrängt worden sein, wieder in die Masten zu klettern, obwohl sie das nach dem Unglück nicht mehr wollten.

Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, nahm die beschuldigten Offiziersanwärter in Schutz: "Es gab keine Meuterei", sagte er dem Fernsehsender N24. "Es gab einige, die dort gesagt haben: Vor dem Hintergrund dieses tragischen Unfalls möchten wir nicht zum Tagesbetrieb übergehen. Das wurde von der Schiffsführung nicht gutgeheißen." Die Ermittler müssen auch Vorwürfen nachgehen, die Stammbesatzung habe Offiziersanwärter bedroht und sexuell belästigt.

Im Fall eines Soldaten, der vor Weihnachten erschossen in Nordafghanistan aufgefunden worden war, ermittelt die Staatsanwaltschaft die wahren Umstände des Unfalls. Inzwischen gibt es Berichte, ein Soldat habe bei Spielereien mit seiner Pistole auf den Hauptgefreiten gezielt und abgedrückt. Der 21-Jährige war kurz vor dem Weihnachtsbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ums Leben gekommen.

Weiter unklar ist, wer hinter der heimlich geöffneten Feldpost in Afghanistan steckt. Möglicherweise wurde Post von Soldaten sogar in großem Stil und systematisch geöffnet. Guttenberg verwahrte sich gestern gegen Pauschalurteile über Soldaten der Bundeswehr. "Es ist die ganz überwältigende Mehrzahl, die einen erstklassigen Dienst leistet." Die SPD sieht nun den Verteidigungsminister in der Pflicht. "Guttenberg muss die drei Vorgänge zur Chefsache machen", sagte ihr Verteidigungsexperte Rainer Arnold. und Meinung dpa

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