Drei Schüsse bescheren Deutschland unruhige Ostertage

Saarbrücken. Drei Schüsse, die die Republik veränderten. Sie fielen am 11. April 1968 auf dem Berliner Kurfürstendamm. Der junge Hilfsarbeiter Josef Bachmann traf Rudi Dutschke, einen der führenden Köpfe der Studentenbewegung, zweimal in den Kopf, einmal in die linke Schulter. Dutschke erlitt lebensgefährliche Gehirnverletzungen und überlebte nur knapp nach einer mehrstündigen Operation

 Rudi Dutschke. Foto: dpa

Rudi Dutschke. Foto: dpa

Saarbrücken. Drei Schüsse, die die Republik veränderten. Sie fielen am 11. April 1968 auf dem Berliner Kurfürstendamm. Der junge Hilfsarbeiter Josef Bachmann traf Rudi Dutschke, einen der führenden Köpfe der Studentenbewegung, zweimal in den Kopf, einmal in die linke Schulter. Dutschke erlitt lebensgefährliche Gehirnverletzungen und überlebte nur knapp nach einer mehrstündigen Operation. Als Folge der Tat wurde Deutschland über Ostern mit einer wahren Flut von Protest-Verstaltungen und gewaltsamen Übergriffen überzogen. "Ihren ersten Höhepunkt erreichten sie am späten Nachmittag des Karfreitag, als es in vielen Großstädten zu schweren Zusammenstößen zwischen mehreren tausend Studenten und der Polizei kam", berichtete die SZ an Ostern 1968. Natürlich stand das Attentat auf Dutschke auch nach den Feiertagen im Mittelpunkt des Interesses. "Gestern Dutschke, morgen wir", riefen die Demonstranten in Berlin, Frankfurt, München oder Hamburg. "Straßenschlachten an den Ostertagen", titelte die SZ am 15. April. Berichtet wurde von über 100 verletzten Demonstranten und Polizisten und "noch nicht übersehbaren Sachschäden". Einen Tag später veröffentlichte sie die Reaktion der Politik unter der Schlagzeile "Dringender Aufruf zur Gewaltlosigkeit". Kanzler Kiesinger sprach sich sogar für "notfalls verschärfte Abwehrmaßnahmen" aus.Der Start der "Titanic" zur Jungfernfahrt von Southampton nach New York am 12. April 1912 war der SZ nicht einmal eine Meldung wert. Doch nach dem 15. April beherrschte das damals größte Passagierschiff der Welt für Tage die Schlagzeilen. Aus traurigem Anlass. "Der größte Dampfer der Welt in Gefahr" war am 16. April auf der SZ-Titelseite zu lesen. "Die Titanic ist am Montag mit einem Eisberg zusammengestoßen. Der Dampfer bat um Hilfe. Eine halbe Stunde nach dem Zusammenstoß begann das Schiff zu sinken", ist Kernpunkt der Nachricht. Die Informationen wurden in den nächsten Tagen immer dramatischer. Bis dann das gesamte Ausmaß der Katastrophe am 18. April 1911 feststand: "Nach den neuesten Meldungen scheint es sich zu bestätigen, dass 1560 von den 2358 sich an Bord der Titanic befindlichen Passagiere und Mannschaften den Tod in den Wellen gefunden haben." Von vielen Seiten wurde umgehend eine "Änderung der transatlantischen Schiffsrouten" gefordert.

Von einer weiteren Katastrophe musste die SZ am 13. April 1999 berichten. "Gelenkwagen stürzt zehn Meter tief", lautete die Überschrift. Beim schwersten Unfall der damals fast 100-jährigen Geschichte der Wuppertaler Schwebebahn starben am Tag zuvor fünf Menschen, 47 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Der Gelenkwagen war aus der Führungsschiene gesprungen und in die Wupper gestürzt. Der Grund für das Unglück: Fahrlässigkeit bei Bauarbeiten am Wochenende zuvor. "Eine Technik, die nicht versagen darf, gibt es nicht. Und der Mensch bleibt dabei das größte Risiko", meinte der SZ-Kommentator.

Bewohner-Statistiken waren zu allen Zeiten auch beliebte Zeitungsthemen. Auch für die SZ, die am 17. April 1949 Auszüge aus dem Gemeindeverzeichnis des Statistischen Amtes druckte. Damals lebten im Saarland 879 037 Menschen. Es gab 77 Verwaltungsbezirke mit 386 Gemeinden. Und, so stand es in der SZ: "In allen Kreisen überwiegt selbstverständlich die Zahl der Frauen die der Männer." Belegt wurde das mit der Information, dass sich "selbstverständlich" auch die 29 Einwohner der kleinsten saarländischen Gemeinde Niederlöstern in zwölf Männer und 17 Frauen aufteilten.

Noch was aus der Heimat, diesmal aus der Kultur. Aus Zeiten, in denen die Saarlandhalle noch die Veranstaltungshalle schlechthin im Südwesten war. Unter dem Titel "Johnny sang und zuckte" schwärmte die SZ am 11./12. April 1968 von der "heißesten Show des Jahres" mit Johnny Halliday. Da ging sogar mit der Berichterstatterin der Gaul durch: "In den Irrlichtern der Scheinwerfer sah man ihn auf fast dunkler Bühne in Ekstase, sein Gesang kulminierte in urwüchsigen Schreien, die von den knapp 2000 Besuchern wie eine Rauschdroge geschluckt und mit enthemmtem Kreischen quittiert wurden." Da war noch was los in der Saarlandhalle - und heute!?

Was sonst noch geschah Anfang, Mitte April:

• 11. April 1945: Amerikanische Truppen befreien das Konzentrationslager Buchenwald.

• 16. April 1949: Rekord bei der Berliner Luftbrücke: West-Alliierte bringen 12 849 Tonnen Versorgungsgüter in die Stadt.

• 12. April 1957: Göttinger Erklärung gegen die atomare Bewaffnung der Bundesrepublik.

saarbruecker-zeitung.de/

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