Doppelagent soll für USA Bundestag bespitzelt haben

Berlin/Washington · Die Festnahme eines Deutschen unter Spionageverdacht sorgt für Spannungen mit Washington. Der BND-Mann soll für die USA gespitzelt haben – auch mit Blick auf den NSA-Untersuchungsausschuss.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA werden durch eine Spionageaffäre aufs Neue schwer belastet: Beim Bundesnachrichtendienst (BND) soll nach Informationen mehrerer Medien seit zwei Jahren ein Spion der US-Geheimdienste gearbeitet haben. Offiziell wurde gestern nur bestätigt, dass ein 31-jähriger Deutscher unter dem dringenden Verdacht der geheimdienstlichen Agententätigkeit festgenommen wurde. Besonders schwer wiegen Vorwürfe, dass der BND-Mann auch geheime Papiere über den NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags weitergegeben haben soll. Der Ausschuss ist seit drei Monaten damit beschäftigt, die Aktivitäten der National Security Agency (NSA) auf deutschem Boden aufzuklären.

Regierungssprecher Steffen Seibert bezeichnete den Fall als "ernsthaft". SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sagte, "das wäre ein unerhörter Angriff auf die Freiheit des Parlaments und unsere demokratischen Institutionen insgesamt." Die USA hätten jetzt "eine Bringschuld bei der Aufklärung". Die Opposition sprach von "einem der größten Spionagefälle in Deutschland". Die US-Regierung reagierte nur mit den Worten: "Kein Kommentar."

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll der BND-Mann aus dem mittleren Dienst mindestens zwei Jahre lang als "Doppelagent" aktiv gewesen sein. Das Blatt berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass der 31-Jährige insgesamt 218 BND-Geheimpapiere gestohlen und auf einem USB-Stick gespeichert habe. Bei drei Treffen mit US-Geheimdienstlern in Österreich soll er insgesamt 25 000 Euro bekommen haben. Unter den Papieren seien mindestens drei Dokumente mit Bezug zum NSA-Ausschuss gewesen. Angeblich erhielt er Anweisungen direkt aus der US-Botschaft. > , Meinung

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