Paul Manafort zu 47 Monaten Haft verurteilt Der tiefe Fall von Trumps ehemaligem Wahlkampfmanager

Washington · Vom Olymp seiner Karriere hinter schwedische Gardinen: Paul Manafort soll für knapp vier Jahre ins Gefängnis. Viel zu wenig, rufen prominente Kritiker.

 Donald Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort muss für 47 Monate ins Gefängnis.

Donald Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort muss für 47 Monate ins Gefängnis.

Foto: dpa/Alex Brandon

Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst, der gesundheitlich angeschlagene Mann, der im Albert V. Bryan Courthouse vor dem Richter sitzt. Das Laufen fällt Paul Manafort schwer, er braucht einen Rollstuhl, ein Stock liegt bereit, falls er doch einmal ein paar Schritte geht. Er wirkt, als wäre er um mindestens zehn Jahre gealtert im Vergleich zum Sommer 2016.

Damals hatte er den Olymp seiner Beraterkarriere erklommen. Hinter den Kulissen führte er Regie, als die Republikaner Donald Trump im Konfettiregen ihres Parteitags ins Rennen ums Weiße Haus schickten. Ein Profi, der bereits Präsidentschaftskandidaten wie Gerald Ford, Ronald Reagan und George Bush beraten hatte und nun Trumps Wahlkampfteam leitete. Statt daraus klingende Münze zu schlagen, trägt er Sträflingskleidung. Einen grünen Einteiler, der ihn, durch Großbuchstaben auf dem Rücken, als Insassen des Gefängnisses von Alexandria ausweist, einer Satellitenstadt am Rande Washingtons.

Die letzten zwei Jahre, sagt Manafort, bevor das Strafmaß verkündet wird, seien für ihn und seine Familie die schlimmsten gewesen. Beruflich wie finanziell liege sein Leben in Scherben. „Zu sagen, dass ich mich gedemütigt und beschämt fühle, wäre eine krasse Untertreibung.“ Worauf der Richter, ein in den Achtzigern von Reagan ernannter Veteran namens Thomas Selby Ellis, entgegnet, er habe vermisst, dass der Angeklagte wegen seiner Taten Reue erkennen lasse. Wegen der sechs Millionen Dollar Steuern, die er hinterzogen habe. Gemessen an den 19 bis 24 Jahren Gefängnis, die dem Gesetz nach möglich wären, fällt Ellis ein überraschend mildes Urteil: 47 Monate Freiheitsentzug. Abgesehen von seinen Straftaten, begründet er, habe Manafort ein untadeliges Leben geführt.

Kein Wunder, dass es Einspruch hagelt. Ein Mann mit Beziehungen, bestens vernetzt in den konservativen Kreisen der Politik, so der Tenor, werde mit Samthandschuhen angefasst, während andere, weniger Privilegierte die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekämen. Schon lange nicht mehr habe ihn die Vorzugsbehandlung eines „reichen, weißen Burschen“ dermaßen angewidert, meldet sich Laurence Tribe zu Wort, Verfassungsrechtler der Universität Harvard, in dessen Vorlesungen auch Barack Obama einst saß.

Die Strafe im Fall Manafort war auch deshalb mit solcher Spannung erwartet worden, weil Amerika dem Abschlussbericht Robert Muellers, des Sonderermittlers der Russlandaffäre, entgegenfiebert. Es waren Muellers Detektive, die Manafort auf die Schliche kamen und so viele Beweise sammelten, dass der Publicity-Experte wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung auf der Anklagebank landete. Um Muellers eigentlichen Auftrag – herauszufinden, ob es zwischen Trumps Wahlkampfteam und dem Kreml geheime Abmachungen gab – ging es nicht bei diesem Prozess. Nichts von dem, weshalb Manafort vor Gericht stehe, habe mit Geheimabsprachen mit der russischen Regierung zu tun, brachte es Ellis zum Schluss noch einmal auf den Punkt.

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