Die Zukunft ist jetzt
New York · In den Achtzigern war 2015 in weiter Ferne – jetzt ist das Jahr gekommen, in das Michael J. Fox in dem Film „Zurück in die Zukunft II“ reiste. Teilweise lagen die Macher mit ihrer Vorstellung davon weit daneben. Doch ihnen gelangen auch einige faszinierende Prognosen.
Um es vorwegzunehmen: Hoverboards gibt es immer noch nicht. Die Skateboards ohne Räder, die über dem Boden schweben, bleiben eine Erfindung aus dem Film "Zurück in die Zukunft II", auch wenn Witzbolde im Internet mit mehr oder weniger guten Tricks etwas anderes behaupten wollen. 2015 ist das Jahr, in das Michael J. Fox in dem Kinohit mit seiner Zeitmaschine von 1985 aus reiste. Rückblickend muss man sagen: So sehr Zukunft, wie man es sich 1985 vorstellte, ist 2015 doch nicht.
Wobei wir zugegebenermaßen noch etwas Zeit haben, weil Marty McFly am 21. Oktober 2015 in der Zukunft landete. Aber werden in den paar Monaten wirklich noch Schuhe Alltag, die sich selbst zuschnüren, und Jacken, die sich der Größe anpassen und sich automatisch trocken pusten? Werden bis dahin Roboter mit Hunden Gassi gehen oder alle Türklinken durch Fingerabdruckleser ersetzt? Oder werden sich Rohlinge innerhalb von fünf Sekunden im "Hydrator" zur dampfenden Pizza verwandeln? Das wird es vermutlich ebenso wenig geben wie fliegende Autos.
Dabei war letzteres eher ein Scherz. "Uns war klar, dass in 30 Jahren nicht überall Autos rumfliegen", sagte Drehbuchautor Bob Gale schon vor fünf Jahren. "Aber he, es ist ein Film über die Zukunft, und da braucht man fliegende Autos!" Die Kinowerbung mit "Der Weiße Hai 19" war auch so ein Spaß, zumal als Regisseur Max Spielberg angegeben war. Steven Spielbergs Sohn war 1985 gerade geboren. Von dem Horrorfilm gab es nur vier Teile - und vor allem nach dem vierten hat wirklich keiner weitere vermisst.
Im Gegensatz zu einem vierten Teil von "Zurück in die Zukunft". Aber trotz Gerüchten gibt es keinerlei Anzeichen. Christopher Lloyd , der "Doc Brown" spielte, ist 76 Jahre alt und Michael J. Fox von Parkinson gezeichnet. Er hatte im ersten Film einen 17-Jährigen gespielt, war aber schon 24. Crispin Glover, sein Filmvater, ist drei Jahre jünger.
Der Blick ins Jahr 2015 gelang manchmal überraschend gut. Im Film hängen überall Flachbildschirme an der Wand - das ahnte damals kaum einer. Jeder kommuniziert mit anderen über Videotelefonie à la Skype und ein Display zeigt vorher an, wer anruft. Ein Apple im Antiquitätenladen? Die ersten Computer der Kalifornier sind heute beliebte Sammelstücke. "Surf Vietnam" steht auf einem Plakat, und zehn Jahre nach Ende des Vietnamkrieges schien ein Strandurlaub im Ex-Feindesland geradezu absurd. Heute fliegen Tausende Amerikaner zum Urlaub in das sozialistische Land. Und auch eine von Asiaten geprägte Weltwirtschaft sahen die Filmemacher schon voraus.
Aber manchmal lagen sie doch meilenweit daneben. Pünktlichen Regen ("es hört in vier Sekunden auf") gibt es noch immer nicht, und die Inflation ist auch noch nicht so weit fortgeschritten ("Hast Du mal einen Fünfziger? Ich will mir eine Pepsi kaufen."). Der Tankwart wurde durch Roboter ersetzt? Nein, der Tankwart wurde durch den Kunden ersetzt. Mobiltelefone, Smartphones? Fehlanzeige, Marty und Doc kommunizieren per Walkie-Talkie. Und das Internet? Im Film bekommt Marty die Nachricht von seiner Kündigung per Fax!
Und auch bei der Kleidung lagen die Filmemacher daneben. Nicht nur, dass die ultramoderne Automatikkleidung nicht in den Läden hängt. Die Männer tragen auch nicht zwei Schlipse nebeneinander und die Jugendlichen nicht die Hosentaschen nach außen. Aber wenn man sich Modetrends so anguckt: So schlecht ausgedacht ist das gar nicht.
"Zurück in die Zukunft II" ist bei weitem nicht der erste Film, der einen Ausblick in damals noch weit entfernte und heute reale Zeiten wagte. So erschien just im Jahr 1984 der gleichnamige Film nach dem Roman von George Orwell . Den darin beschriebenen Überwachungsstaat sahen viele fast drei Jahrzehnte später schließlich doch Wirklichkeit geworden - als der NSA-Skandal und die Enthüllungen über umfassende Ausspäh-Aktionen die Welt empörten. Eine bemannte Reise zum Jupiter ist im Jahr 2001, in dem der Film "2001: Odyssee im Weltraum" spielt, ebenso fern wie heute. Doch die Fähigkeiten von Supercomputern sind so manchem inzwischen durchaus suspekt.