Die Zeichen stehen auf Sturm

London/Berlin. Viel tiefer runter geht es nicht mehr, meint Großbritanniens Außenminister William Hague. Die Beziehungen zwischen den Briten und dem Iran sind seit Monaten schlecht. Doch jetzt seien sie auf der "untersten Ebene" angekommen, sagte Hague am Tag nach den Angriffen auf die britische Botschaft in Teheran

 Britische Polizei steht vor der iranischen Botschaft. Foto: Okten/dpa

Britische Polizei steht vor der iranischen Botschaft. Foto: Okten/dpa

London/Berlin. Viel tiefer runter geht es nicht mehr, meint Großbritanniens Außenminister William Hague. Die Beziehungen zwischen den Briten und dem Iran sind seit Monaten schlecht. Doch jetzt seien sie auf der "untersten Ebene" angekommen, sagte Hague am Tag nach den Angriffen auf die britische Botschaft in Teheran. Da hatte er gerade angeordnet, dass der Iran seine Botschaft in London dichtmachen und das Personal binnen 48 Stunden abziehen muss. Auch vom UN-Sicherheitsrat und der Europäischen Union hagelt es Kritik. Deutschland beordert seinen Botschafter nach Berlin zurück. Und was macht die Führung in Teheran? Sie reagiert nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Der Iran weist alle britischen Diplomaten aus.Der einflussreiche Parlamentspräsident Ali Laridschani warnt den Westen vor einer "Instabilität im internationalen Sicherheitsgefüge". Und es ist wahrscheinlich auch kein Zufall, dass die Nachrichtenagentur Fars gestern berichtet, dass die iranische Marine mit einem neuen und besonders präzisen Raketentyp ausgerüstet werde. Die Raketen hätten eine Reichweite von 200 Kilometern und könnten Kriegs- wie Handelsschiffe und feindliche Ziele zu Land angreifen. Damit lässt der Iran ganz unverblümt wissen, dass er im Konfliktfall den Westen auch von der Erdölversorgung durch die arabischen Golfländer abschneiden kann.

Die angeblichen Studenten, die sich gestern beim Sturm der Botschaft wie Vandalen aufgeführt hatten, drohen mit noch härterer Konfrontation. Die Abgeordnete Zohreh Elahian, Mitglied im außen- und sicherheitspolitischen Ausschuss des Parlaments, fordert den Westen auf, die Zeichen der Zeit gut zu verstehen. Die Studenten hätten eine starke Botschaft an andere Länder gesandt, die den arroganten Mächten folgen, sagte sie nach Angaben von Fars. Mit arroganten Mächten sind im iranischen Wortgebrauch für gewöhnlich die USA, Großbritannien und Israel gemeint. Nach Ansicht von Kasra Naji vom persischen Arm des Senders BBC zielen Angriffe wie auf die britische Botschaft eigentlich auf den Westen als Ganzes. Die Regierung in London werde eher stellvertretend attackiert. "Großbritannien wird als Vorhut der westlichen Bemühungen gesehen, den Druck auf Iran zu erhöhen", sagte der Reporter im BBC Radio 4.

Im Atomstreit mit dem Westen wird es nämlich für das iranische Regime spürbar enger. Die EU-Außenminister wollen jetzt auch über Vorschläge beraten, die Öleinfuhren aus dem Iran zu verbieten. Auch Geschäfte mit der Zentralbank des Irans sollen unterbleiben. Allerdings gehen manchem Land in der Euro-Zone solche Strafmaßnahmen noch zu weit.

Eins ist klar: Hague will gemeinsam mit seinen EU-Kollegen über Strafmaßnahmen reden, die sofort greifen. Großbritannien schäumt vor Wut, weil Irans Regierung den Angriff von rund 200 Studenten auf die Botschaft zuließ. Es sei klar, dass das Regime bei dieser Attacke in irgendeiner Art seine Finger im Spiel gehabt oder sie zumindest geduldet habe, erklärte Hague.

 Britische Polizei steht vor der iranischen Botschaft. Foto: Okten/dpa

Britische Polizei steht vor der iranischen Botschaft. Foto: Okten/dpa

Auf die Frage nach militärischen Aktionen äußerte sich der britische Chefdiplomat gestern sehr vorsichtig, aber völlig ausschließen wollte er sie nicht: "Natürlich bleiben alle Optionen auf dem Tisch, aber ich betone, dass wir militärisches Handeln nicht fordern." Weder verfolge noch verfechte man eine militärische Lösung.

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