"Die Währungsunion wird zur Transferunion"

Herr Peffekoven, ist die Währungsunion gescheitert?Peffekoven: Nein. Im Augenblick hat ein Mitgliedsland, nämlich Griechenland, große Probleme, in der Währungsunion zu bleiben. Griechenland steuert aber nur drei Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt der EU bei. Athen allein kann die Währungsunion also nicht in die Knie zwingen

Herr Peffekoven, ist die Währungsunion gescheitert?

Peffekoven: Nein. Im Augenblick hat ein Mitgliedsland, nämlich Griechenland, große Probleme, in der Währungsunion zu bleiben. Griechenland steuert aber nur drei Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt der EU bei. Athen allein kann die Währungsunion also nicht in die Knie zwingen. Dazu käme es, wenn die großen Staaten Deutschland und Frankreich den Euro-Raum verlassen würden.

Käme die Währungsunion auch ins Rutschen, wenn Staaten wie Portugal und Spanien in akute Finanznot gerieten?

Peffekoven: Die Gefahr besteht zweifellos, dass solche Länder versucht sind, ebenfalls um Hilfszahlungen nachzusuchen. Und je mehr das Beispiel Griechenland Schule macht, desto stärker kommt der Euro unter Druck. Die Währungsunion wird zu einer Transferunion.

Wäre es da nicht besser, solche Staaten aus der Euro-Zone auszuschließen?

Peffekoven: Ich habe schon vor der Gründung der Währungsunion darauf hingewiesen, dass ein Land, das dem Euro beitritt, zwei wichtige Instrumente verliert: die Wechselkurspolitik und die Geldpolitik. Wäre Griechenland nicht in der Währungsunion, dann könnte es durch Abwertung seiner Landeswährung die Probleme in den Griff bekommen. Das ist nun nicht mehr möglich. Deshalb muss man darüber diskutieren, ob nicht ein Austritt Griechenlands aus dem Euro-Verbund die bessere Lösung ist.

Dazu ist in den EU-Verträgen aber nichts geregelt.

Peffekoven: Wenn Griechenland selbst austreten wollte, hätte sicher kein Euro-Land etwas dagegen. Sowohl Griechenland als auch den übrigen Euro-Ländern wäre damit wohl am ehesten gedient. Griechenland müsste dann mit seinen Gläubigern Schuldenerlasse aushandeln.

Was bedeutet die Krise für die Ersparnisse der Bundesbürger?

Peffekoven: Zunächst einmal nichts. Die Ersparnisse wären erst im Zuge einer Inflation bedroht. Nun ist sicher nicht zu bestreiten, dass wir durch die allgemeine Finanzkrise ein großes Inflationspotenzial haben.

Die Preise werden also anziehen?

Peffekoven: Im Moment läuft die Wirtschaft noch so schwach, dass sich Preissteigerungen kaum durchsetzen lassen. Das dürfte auch in den kommenden beiden Jahren so bleiben. Gleichwohl wird die Europäische Zentralbank über kurz oder lang die Zinsen erhöhen müssen, um Inflationsgefahren zu bannen.

Viele bangen um ihre Lebensversicherungen, weil sie auch auf ausländischen Staatsanleihen basieren.

Peffekoven: Da muss man differenzieren. Für Lebensversicherungen gibt es einen garantierten Mindestzins, der nicht direkt bedroht ist. Darüber hinaus ist die Verzinsung aber von den jeweiligen Kapitalanlagen abhängig. Wenn sich eine Versicherung in schlechten Wertpapieren engagiert hat, dann ist damit zweifellos auch ein Schaden für die Versicherten verbunden.

Das klingt wenig beruhigend.

Peffekoven: Die Bürger müssen sich vor allem darüber sorgen, wer für die deutschen Zahlungen an Griechenland geradesteht. Wenn wie geplant zunächst 8,4 Milliarden Euro an Athen fließen und diese Kredite nicht zurückgezahlt werden, wovon man mindestens zu einem Teil ausgehen muss, dann wird insoweit der Steuerzahler die Zeche begleichen. Das halte ich für falsch, denn Banken und private Anleger haben mit Anlagen in Griechenland viel Geld verdient. Auch sie müssen jetzt zur Kasse gebeten werden.

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