„Die Verbraucher werden sich dagegen wehren“

Die Discounter senken weiter die Preise für Fleischprodukte. Renate Künast (Grüne), Vorsitzende des Verbraucherausschusses des Bundestages, hofft, dass die Kunden der Billig-Strategie von Aldi & Co nicht auf den Leim gehen. Sie sollten sich wehren, meinte Künast im Gespräch mit SZ-Korrespondent Hagen Strauß.

Frau Künast, was steckt hinter dem Preiskampf, den die Discounter derzeit führen?

Künast: Dahinter verbergen sich eine Billig-Strategie und der Versuch, auf Kundenfang zu gehen. Das soll der Türöffner sein: Wer billig Fleisch kauft, kauft auch andere Sachen im Laden. Doch ich bin überzeugt, dass die Rechnung der Discounter nicht aufgehen wird.

Warum nicht?

Künast: Weil es in unserer Gesellschaft inzwischen einen unumkehrbaren Trend gibt, auf Qualität zu achten. Allein der Tierschutz wird für viele Verbraucher immer wichtiger. Deswegen hat Aldi zum Beispiel schon seit längerer Zeit keine Käfig-Eier mehr gelistet. Die Discounter hatten eigentlich erkannt, dass ein gewisses Maß an Qualität - und das betrifft auch die Herstellung von Produkten - für die Kunden immer wichtiger wird. Deswegen ist der Rückfall auf eine Billig-Strategie umso unverständlicher. Die Verbraucher werden sich dagegen wehren.

Die Discounter sagen, sie geben die gesunkenen Einkaufspreise weiter. Das ist doch nur kundenfreundlich.

Künast: Selbst wenn dem so wäre, gibt es keinen Grund, nicht auf der Qualitätsschiene zu bleiben.

Welche Folgen hat der Preiskampf für die Bauern?

Künast: Ich habe schon vor langer Zeit gesagt: Klasse statt Masse muss unser Ziel sein. Tatsache ist, dass es durch die Marktmacht der Discounter und deren Einkäufer einen riesigen Preisdruck auf die Bauern gibt. Jetzt wird dieser Druck, mehr Masse und Menge zu produzieren, noch einmal verstärkt. Das ist verwerflich. Der Preiskampf muss aufhören. Die Discounter müssen einsehen, dass Qualität und Interesse an der Entwicklung des ländlichen Raums auch von ihren Kunden erwartet werden.

Wie sollte der Verbraucher jetzt reagieren?

Künast: Die Verbraucher müssen wissen, dass sie mit dem Einkaufskorb Politik machen können. Klar muss aber auch sein: Es darf keine Subventionen mehr für Massenställe und riesige Schlachthöfe geben, sondern wir müssen die Regionalisierung der Produktion unterstützen. Und wir brauchen ein Tierschutzgesetz mit konkreten Haltungsverordnungen für alle Tierarten. Doch die große Koalition packt auch das nicht an.

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