Die Straßen werden immer voller

Es wird noch enger auf den deutschen Verkehrswegen. In den nächsten Jahren dürften weit mehr Autos und Lkw auf den Straßen fahren, noch mehr Menschen Flugzeuge benutzen und mehr Lastschiffe auf den Wasserwegen unterwegs sein. Das geht aus der neuen Verkehrsprognose 2030 hervor, die Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gestern vorstellte. SZ-Korrespondent Hagen Strauß hat Fragen und Antworten zu der Prognose zusammengestellt:

Wie wird sich der Güterverkehr entwickeln?

Die Bahn wird bis 2030 mit 43 Prozent den stärksten "Verkehrsleistungszuwachs" haben, gefolgt vom Lkw mit rund 39 Prozent und dem Binnenschiff mit 23 Prozent. Vor allem auf der Mosel, dem Rhein, der Donau sowie dem Nord-Ostsee-Kanal wird es voller. Besonders pikant: Deutschland wird noch stärker Transitland für Lkw werden. Die Prognose geht von einem erheblichen Zuwachs um 52 Prozent aus.

Was wird für den Personenverkehr vorausgesagt?

Auch hier ist die Tendenz weiter steigend - trotz sinkender Einwohnerzahl von etwa zwei Millionen bis zum Jahr 2030. Aber die ältere Generation wolle zunehmend mit dem Auto mobil bleiben, erklärte Dobrindt. Der erwartete Zuwachs im Pkw-Verkehr beträgt daher zehn Prozent, bei der Personenbeförderung der Bahn 19 Prozent und im Luftverkehr sogar 65 Prozent. Laut Dobrindt würden sowohl mit der Bahn als auch dem Flugzeug immer längere Strecken zurückgelegt. Der Anstieg in dem Bereich sei mit den vorhandenen Flughafenkapazitäten sowie den größer werdenden Maschinen zu kompensieren.

In welchen Regionen wird der Verkehr besonders wachsen, in welchen nicht?

Analog zur Bevölkerungsentwicklung gibt es regional erhebliche Unterschiede. Überdurchschnittliches Wachstum zeigt sich im Norden und Süden Deutschlands, insbesondere im Umland der Großstädte wie München oder Stuttgart. Im Osten werden hingegen geringere Verkehre erwartet, mit Ausnahme von Leipzig, Dresden und dem Raum Berlin. Für die Regionen im Westen gilt: Wo schon jetzt wie im Rheinland oder dem Ruhrgebiet der Verkehrsdruck erheblich ist, wird er noch größer werden.

Welche Folgen hat das Verkehrswachstum für die Infrastruktur?

Viele Straßen und Brücken sind marode. Dobrindt verwies darauf, dass die Koalition deshalb in dieser Legislaturperiode fünf Milliarden Euro mehr in die Infrastruktur investiert. Mehr Geld in die Kassen soll die Ausweitung der Lkw-Maut spülen so wie die Pkw-Maut für ausländische Fahrer. Sein Vignetten-Konzept will der Minister dem Vernehmen nach innerhalb der nächsten zwei Wochen vorstellen. Dobrindt hofft außerdem auf mehr Mittel, wenn der Haushalt ohne neue Schulden 2015 tatsächlich erreicht ist.

Wie steht es dabei um den Klimaschutz?

Obwohl der Verkehr wächst, gehen die Experten von einer sinkenden CO{-2}-Belastung in den nächsten Jahren aus. Erklärt wird das mit dem technischen Fortschritt bei den Fahrzeugen und den geringerer werdenden Verbräuchen.

Wofür wird die Prognose überhaupt benötigt?

Die wissenschaftlich erstellte Vorausschau hat erheblichen Einfluss auf den neuen Bundesverkehrswegeplan, der im kommenden Jahr fertig gestellt sein soll. Die Länder haben inzwischen 2000 Projekte angemeldet, die sie realisiert sehen wollen. Diese Vorschläge werden nun einer Kosten-Nutzen-Analyse auf Grundlage der Prognose unterzogen.

Zum Thema:

Am RandeJeder vierte Bundesbürger benutzt niemals Busse oder andere öffentliche städtische Verkehrsmittel. Das ergab eine Eurobarometer-Umfrage zum Thema Nahverkehr, die die EU-Kommission in Brüssel gestern vorstellte. Demnach steigen 27 Prozent aller Deutschen nie in öffentliche Verkehrsmittel ein - und liegen damit fast exakt im europäischen Schnitt (24 Prozent). Noch wesentlich unbeliebter ist der öffentliche Nahverkehr in Zypern (60 Prozent), Frankreich (38 Prozent) und Malta (37 Prozent). Laut den Eurobarometer halten zwei Drittel der Deutschen die Fahrpreise für zu hoch. Jeweils ein Drittel findet den Fahrkartenkauf kompliziert oder hätte gerne mehr Sitzmöglichkeiten oder Hygiene an Haltestellen. epd

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