Die Spuren der Neugier

Ushuaia. Es braucht nur ein einziger unbedachter Schritt zu sein, der jahrhundertelang Spuren im sensiblen Ökosystem der Antarktis hinterlässt. Etwa der Schritt auf eine Krustenflechte: Sie wächst gerade mal zehn Millimeter in 100 Jahren. Auch der Tourismus in der Antarktis ist also ein sensibles Geschäft. Rund 46 000 Touristen haben in der Saison 2007/08 die Antarktis besucht

Ushuaia. Es braucht nur ein einziger unbedachter Schritt zu sein, der jahrhundertelang Spuren im sensiblen Ökosystem der Antarktis hinterlässt. Etwa der Schritt auf eine Krustenflechte: Sie wächst gerade mal zehn Millimeter in 100 Jahren. Auch der Tourismus in der Antarktis ist also ein sensibles Geschäft. Rund 46 000 Touristen haben in der Saison 2007/08 die Antarktis besucht. Bislang Besucherrekord - und zehn Mal mehr als noch Anfang der 90er Jahre. Um das Ökosystem trotz steigender Touristenzahlen zu schützen, gründeten sieben Reiseveranstalter 1991 die "International Association of Antarctica Tour Operators" (Iaato). Sie stellten Besucher-Richtlinien auf, die 1994 als vorbildlich in den internationalen Antarktisvertrag übernommen wurden und zu deren Einhaltung sich heute mehr als 100 Reiseveranstalter als Iaato-Mitglieder verpflichtet haben. Die Richtlinien schreiben unter anderem Schweröl-freie Schiffsreisen mit nicht mehr als 500 Passagieren sowie Ort und Zeitpunkt der Landgänge mit maximal 100 Besuchern vor. Kleidung und Schuhe müssen desinfiziert werden, um das Einschleppen von Pollen zu verhindern. Je 20 Reisende ist ein Reiseleiter vorgeschrieben. Forschungsstationen sollen nach Möglichkeit logistisch unterstützt werden. Doch die Richtlinien sind kein Gesetz, und Verstöße bleiben folgenlos. Die "Antarctic and Southern Ocean Coalition" (ASOC), ein Zusammenschluss internationaler Umweltorganisationen, akzeptiert den Tourismus, fordert jedoch eine stärkere und verbindliche Regulierung. Sowohl die Zahl der jährlichen Besucher als auch die der Anlandestellen müsse begrenzt werden - zum Schutz der Antarktis, aber auch, um die derzeit ruhenden Gebietsansprüche mehrerer Staaten nicht wieder aufleben zu lassen. Denn wo sich viel Geld verdienen lasse, würden schnell alte Begehrlichkeiten geweckt, so die Befürchtung. jos

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