Die Schüler können doch noch richtig schreiben

Berlin/Saarbrücken · Deutschlands Neuntklässler werden in Englisch immer besser und sind in Deutsch konstant gut – so eine neue Studie. Trotz dieser Bildungs-Fortschritte gibt es aber auch schlechte Noten für einige Länder. Auch für das Saarland.

 Wie gut deutsche Schüler in einzelnen Fächern sind, wird seit dem „Pisa“-Schock 2001 regelmäßig erhoben und verglichen. Foto: Kastle/dpa

Wie gut deutsche Schüler in einzelnen Fächern sind, wird seit dem „Pisa“-Schock 2001 regelmäßig erhoben und verglichen. Foto: Kastle/dpa

Foto: Kastle/dpa

Dass die Schüler durch ihre ständige Simserei nicht mehr richtig schreiben können, ist eine Mär. 66 Prozent beherrschen in der neunten Klasse schon einen Standard in Rechtschreibung, der eigentlich erst zum Mittleren Bildungsabschluss erforderlich ist. Das ergab eine deutschlandweite Bildungsstudie im Auftrag der Kultusministerkonferenz (KMK). Diese dürfte in einigen Ländern aber heftige Diskussionen auslösen. Denn nicht alle schnitten gut ab.

Wie ist die Gesamttendenz im Fach Deutsch?

Insgesamt sind die Bildungsforscher zufrieden. Im Fach Deutsch hatten 2009 noch vier Bundesländer - Berlin, Brandenburg, Bremen und Hamburg - unter den mittleren Kompetenzwerten gelegen. Sie alle holten bis 2015 deutlich auf, während einzig Baden-Württemberg und leicht auch Bayern ins Minus gerutscht sind. Beim Lesen führen Sachsen und Schleswig-Holstein, gefolgt von Bayern und Thüringen.

Wie läuft es in Englisch?

2009 hatte nur Bayern bei den Englischkenntnissen der Neuntklässler über dem mittleren Kompetenzwert gelegen, 2015 sind es ausnahmslos alle Bundesländer. Vor allem die ostdeutschen Bundesländer holten enorm auf. Dennoch liegen Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein beim Leseverstehen in Englisch über dem Durchschnitt. In sechs West-Ländern wurde zusätzlich Französisch getestet.

Wie sieht es bei uns aus?

Das Saarland hat seine ziemlich durchschnittliche Position kaum verändert. Beim Lesen in Deutsch liegt es auf Platz 9; in der Orthografie kommen die Schüler immerhin auf den fünften Platz. Wie in allen Ländern gab es Verbesserungen in Englisch, jedoch weniger stark als woanders. Beim Leseverstehen in Englisch liegt man nur auf dem 15. Platz, beim Hörverstehen auf Platz 12 - laut Studie "signifikant unterhalb des bundesweiten Durchschnitts".

Welche Reaktionen gab es im Saarland?

Das Bildungsministerium reagierte recht verstimmt. Zwar nannte Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) den Bericht "an vielen Stellen erfreulich". Die Ergebnisse für das Saarland seien wegen der "unzureichenden Datenlage" aber teils nicht aussagekräftig, wie es die Studie selbst schreibe. "Deshalb bedarf es einer eingehenden Prüfung der Ergebnisse." Positiv äußerte sich der Saarländische Philologenverband. Das gute Abschneiden der Gymnasial-Schüler im Land bestätige die "gute Arbeit" an saarländischen Gymnasien, lobte der Vorsitzende Marcus Hahn.

Was sind die weiteren Ergebnisse der Untersuchung?

Die soziale Herkunft der Schüler spielt im Fach Deutsch nicht mehr so eine große Rolle wie früher. Die Unterschiede hätten sich hier "signifikant verringert", hieß es - offenbar auch ein Erfolg gezielter Förderung. Und Migrantenkinder unterschieden sich in ihren Leistungen in Englisch kaum von deutschen Kindern. Auch in deutscher Orthografie nicht. Also bei allem, was sie erst in der Schule lernen. Nur beim Lesen des Deutschen hatten sie größere Schwierigkeiten, stellte die Studie fest.

Wie kamen die Daten zustande?

Erhoben hat sie wie schon 2009 das Berliner Institut für die Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. 37 000 Schüler der Sekundarstufe I von 1714 Schulen in allen Bundesländern mussten dazu Anfang 2015 Tests schreiben. Die Erhebung ist eine Folge des "Pisa"-Schocks im Jahr 2001. Diese internationale Vergleichsstudie zeigte damals teils erhebliche Rückstände Deutschlands gegenüber anderen Ländern. Seitdem gibt es ein umfangreiches nationales Qualitätsmanagement.

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