Die „schärfste Gegnerin“ an seiner Seite

München · Der Steuerprozess gegen Uli Hoeneß sorgt für ein Großaufgebot an Medien. Rund 450 Presse-Vertreter wollten sich akkreditieren lassen. Zum Auftakt gab dem angeklagten Bayern-Präsidenten seine Frau Susi Rückendeckung.

Für seinen schweren Gang suchte Uli Hoeneß den Beistand seiner Frau. In einem ihrer raren öffentlichen Auftritte begleitete Susi Hoeneß den Präsidenten des FC Bayern München gestern zum Auftakt seines Steuerprozesses und blieb den ganzen Tag an der Seite ihres Mannes. Schon nach dem verlorenen Champions-League-Finale 2012 hatte Hoeneß' Frau ihrem völlig verzweifelten Mann auf der Stadiontribüne Trost gespendet. Nun braucht der Vereinspatron seine Frau mehr denn je.

Als "schärfste Gegnerin" seiner Zockersucht bezeichnete Hoeneß seine Susi einmal in einem Interview kurz nach Bekanntwerden seines Steuervergehens. Und doch steht sie auch vor Gericht zu ihm, war ihm so nah, wie es eben ging. Direkt vor der Absperrung zum Zuschauerraum hatte sie kurz vor Prozessbeginn ihren Platz eingenommen. Immer wieder blickte sie während der Verhandlung zu ihm und auch Hoeneß wechselte mehrmals Blicke mit seiner angespannt wirkenden Gattin.

Seit 1972 sind die beiden verheiratet. Normalerweise meidet Susi Hoeneß den Trubel, der ihren Mann so oft umgibt. Insgesamt 454 Medienvertreter hatten sich zum Prozess akkreditieren wollen, innerhalb von 27 Sekunden nach Fristbeginn waren alle 49 Plätze weg. 200 Pressevertreter warteten gestern vor und in dem Gebäude, um einen Blick auf das Ehepaar zu erhaschen.

Zuvor jedoch mussten alle, die rein wollten, durch Sicherheitsschleusen wie am Flughafen. An den vier separaten Eingängen für Zuschauer, Bedienstete, akkreditierte und nicht-angemeldete Journalisten herrschte jeweils unterschiedlich großer Ansturm: Am größten war er in der Zuschauerschlange.

Einen Platz im Gerichtssaal besetzte schon früh eine Hoeneß-Sympathisantin mit original-unterschriebenem T-Shirt: "Uli Hoeneß - Legend", stand darauf. Ein Mann mit Fan-Kappe wartete vor dem Gericht auf die Ankunft des Präsidenten des Fußball-Rekordmeisters. Schon gegen Mitternacht hatte sich ein Mannheimer auf den Weg gemacht. "Hoeneß muss seine gerechte Strafe bekommen", sagte er - und musste draußen bleiben. Schon um 7.30 Uhr war rund die Hälfte der Zuschauerplätze besetzt. Für eventuell freiwerdende Sitze standen am Vormittag lediglich rund zehn Interessierte an. Sie hofften darauf, dass ein Prozessbeobachter seinen Platz außerhalb der Verhandlungspausen verlassen und dadurch seinen Platzanspruch verlieren würde. Auch Kundgebungen und Schaulustige gab es während des ersten Prozesstages nur wenige. "Es sind in dem Gebäude und darum herum rund 150 Polizisten im Einsatz", sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz.

Innerhalb des Gebäudes warteten zahlreiche Kamerateams und Fotografen auf Hoeneß' Ankunft im Saal 134. Ein Vorhang verhinderte viele Blicke auf den Angeklagten. Lediglich schmale Lücken in Bauzäunen ließen die Kontur des 62-Jährigen fünf Minuten vor Verhandlungsbeginn erahnen.

Unter der knapp 70 Meter hohen Kuppel im Justizpalast herrschte während der Verhandlungspausen am meisten Treiben. Bereits wenige Minuten nach Beginn hatte Richter Rupert Heindl den Prozess unterbrochen, um dem großen Medieninteresse gerecht zu werden und "den Medienvertretern die Anklageschrift zur Kenntnis zu geben", sagte Titz. Im Stundentakt wurde die Schar der Pressevertreter von ihr anschließend immer wieder über das Geschehen im Saal unterrichtet. Um kurz vor zwölf kam der größte Kracher: Hoeneß gestand, 15 Millionen mehr als bisher angenommen hinterzogen zu haben. Da war die Mittagspause für die meisten Journalisten gestrichen.

Danach wurden die Jalousien im Sitzungssaal heruntergelassen. Ob vor der Sonne oder neugierigen Blicken - es blieb nur der Blick auf die verschlossene Tür und die Statue des Prinzregenten Luitpold. Er eröffnete 1897 mit dem damaligen Justizminister von Leonrod den altehrwürdigen Palast mit den Worten: "Ich hoffe, dass hier mehr Prozesse gewonnen als verloren werden."

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