Die Rückkehr des elektrischen Stuhls

Washington · Normalerweise richten die USA ihre Todeskandidaten mit Giftspritzen hin. Doch sind die Chemikalien derzeit Mangelware. Als erster Bundesstaat zieht nun Tennessee die Konsequenzen – und führt den elektrischen Stuhl wieder ein.

Fast 50 Minuten dauerte im vergangenen Monat der Todeskampf des 38-jährigen Mörders Clayton Lockett, bevor er schließlich in Oklahoma an einem Herzinfarkt starb. Zuvor hatten Wärter die Schläuche, mit denen er Gifte aus drei verschiedenen Spritzen erhalten sollte, fehlerhaft mit seinen Venen verbunden. Als erster US-Bundesstaat hat nun Tennessee beschlossen, aufgrund der Debatten um die Humanität von Hinrichtungen mit Gift-Injektionen wieder den elektrischen Stuhl zu aktivieren. Tennessees Gouverneur Bill Haslam unterzeichnete ein entsprechendes Gesetz. Das erlaubt das Töten eines Häftlings durch starke wiederholte Stromstöße dann, wenn als zuverlässig geltende Chemikalien nicht verfügbar sind.

Experimente mit Giften

Für die Diskussion um die Anwendung der Giftspritze hatte vor allem der Beschluss mehrerer europäischer Hersteller gesorgt, bestimmte Chemikalien nicht mehr an US-Bundesstaaten für Hinrichtungen zu liefern. Die Gefängnisse hatten daraufhin begonnen, mit neuen Gift-"Cocktails" zu experimentieren oder sich die Gifte von Apotheken mischen zu lassen. Das hatte bei mehreren Exekutionen zu dem Eindruck geführt, dass die Delinquenten gelitten hätten und dass ihr Todeskampf unnötig verlängert worden sei.

Doch auch der Einsatz von "Old Sparky" ("Alter Funkensprüher"), wie der elektrische Stuhl in den USA im Volksmund genannt wird, ist nicht unumstritten. Zeugen berichteten bei früheren Hinrichtungen von Flammen, die aus dem Kopf des Todeskandidaten geschlagen seien, und einem minutenlangen Sterben. Auch deshalb setzt man seit Jahrzehnten auf die vermeintlich humanere Giftspritze. In einem früheren Urteil hatte der Oberste Gerichtshof aber klargestellt, dass ein Todeskandidat kein Recht auf ein absolut schmerzfreies Sterben habe.

In Bundesstaaten wie Utah wird überlegt, wieder Erschießungskommandos einzuführen. Diese Hinrichtungsmethode gilt unter Medizinern als schnell wirkend und zuverlässig.

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