Bundesrechnungshof „Die Psyche wird überhaupt nicht berücksichtigt“

Saarbrücken · Kieferorthopäden sehen sich nach dem Vorwurf des Bundesrechnungshofs, es würden zu viele Zahnspangen verordnet, im Zentrum der Kritik. Der Saarbrücker Arzt Dr. Michael Wagner meinte gegenüber der SZ, leider schwinge bei der Diskussion der latente Vorwurf mit, die Ärzte würden die Indikationen für Zahnspangen zu weit fassen und die Eltern oft zur Behandlung drängen. Tatsächlich aber gebe es von Seiten der Krankenkassen „sehr klare Richtlinien, die die Behandlungsindikationen festlegen“. Wagner warnte eindringlich davor „jetzt das Kind mit dem Bade auszuschütten“. Leidtragende seien am Ende die Jugendlichen.

Kieferorthopäden sehen sich nach dem Vorwurf  des Bundesrechnungshofs, es würden zu viele Zahnspangen verordnet, im Zentrum der Kritik. Der Saarbrücker Arzt Dr. Michael Wagner meinte gegenüber der SZ, leider schwinge bei der Diskussion der latente Vorwurf mit, die Ärzte würden die Indikationen für Zahnspangen zu weit fassen und die Eltern oft zur Behandlung drängen. Tatsächlich aber gebe es von Seiten der Krankenkassen „sehr klare Richtlinien, die die Behandlungsindikationen festlegen“. Wagner warnte eindringlich davor „jetzt das Kind mit dem Bade auszuschütten“. Leidtragende seien am Ende die Jugendlichen.

Er selbst sieht die Notwendigkeit zur Verordnung einer Zahnspange unter anderem bei großen Schneidezahn-Stufen. Gerade bei Jungen sei – statistisch erwiesen – die Trauma-Gefahr deutlich erhöht, „wenn die obere Schneidezähne über vier Millimeter vorstehen“. Die Kasse setze die Grenze erst bei über sechs Millimetern. Wagner weist bei diesen Fällen auf die Probleme eines „inkompetenten Lippenschlusses“ hin, oft seien Sprech- und Schluckmotorik beeinträchtigt. Zu ähnlichen Störungen  komme es, wenn die unteren Schneidezähne vor den oberen stünden. Zudem gebe es Zusammenhänge zwischen Engständen der Zähne und der Neigung zu Karies und Parodontal-Erkrankungen. Zahnfehlstellungen könnten darüber hinaus auch im fortgeschrittenen Alter unter anderem zu Kiefergelenkproblemen führen. Besonders stört den Saarbrücker Kieferorthopäden aber, dass psychosoziale Indikationen von den Krankenkassen überhaupt nicht berücksichtigt würden: „Viele Kinder leiden wirklich immens unter den Fehlstellungen der Zähne – vor allem, wenn sie deswegen gehänselt werden. Wenn die Zähne dann harmonisiert sind, hat das einen unglaublich positiven Effekt auf das Selbstwertgefühl“, so Wagner.

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